Bright Eyes

19.06.07 Wiesbaden, Schlachthof

 

 

Wäre ich ein Mädchen und ungefähr 18 Jahre alt, ich hätte mich an diesem sommerlich warmen Dienstagabend wohl ebenso unsterblich wie hoffnungslos verliebt in den jungen Mann, der da nur wenige Meter von mir entfernt auf der Bühne stand. Doch bin ich das glücklicherweise nicht, und so bleibt mir einfach die wohl unerschütterliche Liebe zu seiner Musik.
Um es vorweg zu nehmen: es war ein ausgezeichnetes Konzert, trotz der Kürze von siebzig Minuten des regulären Sets zuzüglich zwanzig Minuten Zugaben, also mit anderthalb Stunden grade mal am zeitlichen Mindestlimit gehalten. Doch wiegt Qualität allemal schwerer als Quantität, weshalb dieses kleine Manko auch nicht weiter erwähnt werden sollte.

Conor Oberst hatte um sich herum eine Bänd von nicht weniger als elf Leuten geschart, angefangen bei zwei Schlagzeugerinnen, die im Wechsel auch noch ein drittes, eher percussives Drum-Set bedienten, zu seiner Linken ein in lustig geflecktem Kapuzenoberteil gekleideter Bassist nebst dem Keyboarder, welcher mittlerweile zu den drei festen Bändmitgliedern gezählt werden darf und auch mal eine Trompete zur Hand nahm. Rechts, etwas im Hintergrund des Frontmannes, war sein langjährigster Weggefährte zu Gange, Mike Mogis, ebenfalls fester Bestandteil der Bänd, zuständig nicht nur für E-Gitarren und Pedal-Steel, sondern u. a. auch für Aufnahme und Produktion der Alben. Dazu gesellte sich noch, vom Zuschauer aus betrachtet am linken, vorderen Bühnenrand, ein kleines Orchester, sechsköpfig, bestehend aus zwei Cellistinnen, Geigerin und Geiger, und zwei Bläsern, die im Wechsel Saxophon, Trompete, Klarinette und Querflöte bedienten, und die allesamt auch nicht selten für die Background-Vocals zuständig waren und ebenso wie der Hauptakteur des Abends, dem der Großteil der Bühnenfläche gebührte, ganz in weiß gekleidet waren.


Herr Oberst selbst spielte überwiegend akustische Gitarre, gelegentlich auch mal die elektrische, für einen Song saß er am Piano. Er wirkte sehr konzentriert, sang häufig mit geschlossenen Augen und streifte bei den gesangslosen Parts immer wieder auf der Bühne umher, als wolle er überall sowohl ein bisschen nach dem Rechten sehen wie auch die Gefährten bei Laune halten. Besonders gerne gesellte er sich zu den Streichern, an denen er sichtliche Freude hatte. Zwischen einzelnen Songs wandte er sich auch immer wieder ans Publikum, stellte schüchtern anmutende Fragen oder erzählte einfach kurz etwas zum folgenden Song.
Die Atmosphäre im Raum war ungewöhnlich, das Publikum verhielt sich überwiegend ruhig, schien tatsächlich etwas verzaubert an den Lippen des jungen Sängers mit dieser außergewöhnlichen Stimme zu hängen. Fast könnte man sagen, Bänd, Musik und Publikum seien im Lauf des Abends zu einer Einheit verschmolzen.

Das Set bestand wie erwartet überwiegend aus Songs des aktuellen Albums, dargeboten in hervorragender Live-Umsetzung, die Stimme natürlich im Vordergrund wirkend. Darüber hinaus wurden noch -- wenn ich mich recht erinnere -- ein Stück der aktuellen Maxi-Single gespielt, und von drei älteren Alben jeweils ein Song. Es wäre müßig, auf alle potentiellen Höhepunkte eingehen zu wollen, für mich selbst stellte dies jedoch unumstritten die Darbietung der "I´m wide awake it´s Morning"-Single "First Day of my Life" dar. Hervorragend!! Wunderbar!! Einfach unglaublich schön!!
Und damit wären wir nun schlussendlich beim Soundgewand angelangt, welches der musikalischen Qualität in nichts nachstand. Nach der üblichen anfänglichen "Findungszeit" von etwa zwei oder drei Songs klang es bald nahezu perfekt abgemischt, gegen Ende vielleicht etwas zu gut gemeint mit der Stimme, doch insgesamt gab es nichts daran auszusetzen.

Nach Ende des Konzerts kam es einem vor, als sei man etwas abrupt aus einem wunderschönen Traum gerissen worden, ich brauchte selbst ein wenig Zeit, mich wieder zu sammeln, um dann langsam zu realisieren, dass ich soeben wohl Zeuge eines der schönsten Konzerte in meinem bisherigen Dasein geworden war.

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