DAS FEST

hier für Euch u. a. mit: Irie Revoltés, Farin Urlaub Racing Team,
Rainer von Vielen und This Will Destroy You

 24.-26.07.09 Karlsruhe, „Klotze“

 

Wie öde wäre doch das Leben, würd´s nicht genuch zu nörgeln geben... Jawohl. Was soll man auch dauernd mit Peace und Love und Harmonie? Und da passt einem doch der Besuch der Nörglerhauptstadt so gut ins Konzept wie die Blume ins Stillleben. So rieselte mir nämlich auch in diesem Jahr wie nahezu in jedem Jahr bei Bekanntgabe des musikalischen Programms des wohl größten Umsonst-Open-Airs of Süddeutschland ein gepflegtes "öööööh, das wird ja jedes Mal schlechter..." ins bewusste Sein. Dann lässt man sich konsequenterweise bereits im Vorfeld wochenlang über dies Vorurteil aus, um hinterher - natürlich ebenfalls wie immer - festzustellen: "Hey, soooo schlecht war des ja eigentlich gar net..."


Am Freitag abend an Ort und Stelle, also der Günther-Klotz-Anlage, angekommen, durfte ich samt meiner traditionellen Begleiter gleich eine der ersten positiven Neuerungen in Anspruch nehmen: Einen Bierstand, an dem es Getränke gegen Bares gab, frisch gezapft und ohne langes Bon-Kaufen und doppeltes Anstehen, direkt hinter dem Mischpult der Hauptbühne. Solcherart verwöhnt schlenderten wir ein paar Meterchen in die Menge, um zu sehen, wie sich die bereits seit geraumer Zeit spielenden Heidelberger Irie Revoltés so schlugen. Und die taten das gut, hatten die Meute vor und um den Hügel ganz gut im Griff mit ihrem Reggae-Ragga-Hip-Hop-Dancehall-Gemisch, ließen die Leute hüpfen und sparten auch ihrem Namen gerecht werdend nicht an der einen oder anderen Aufmüpf-Parole, sowie der Information per Banner und Durchsage, dass am Abend ein Haus in der Nähe besetzt wurde. Boaah, 2009 in Kaarlsruuh´!! Da geht was!!


Die folgenden Culcha Candela schenkten wir uns großmütig, zogen es vor, übers Gelände zu ziehen, machten mal hier ein Essenspäuschen und holten uns dort ein Trinkerli, begutachteten mit respektablem Abstand die DJ-Bühne mit ihren technoiden Wummerbässen und landetenschließlich an der Zeltbühne. Deren Überdachung schützte uns auch vor einem kurzen Regenschauer, danach schützen wir dann wiederum unser Gehör vor dem dort auftretenden Zion I, mit dessen Gehiphopse jedoch keiner von uns was anfangen konnte. So traten wir an diesem Eröffnungsabend recht zeitig den Rückzug an, um auf Gastgebers Couch noch etwas zu lümmeln und zu lamentiern - und richtige Musik zu hören!!


Am frühen Samstag abend steuerten wir erneut die Zeltbühne an, wo seit wenigen Minuten Damnasty aus Baden-Baden mit ihrem hibbeligen Sänger indie-rockten. Leider fand ich auch das nicht so richtig gut, einzig ihre Version vom Fettes-Brot-Hit "Jein" wusste mir zu gefallen. Außerdem nervten mich die fast in jeden Song eingebauten Mitmachteile, zu ausgiebigem Genörgel war ich aber schlicht zu faul.


Dazu gabs schon kurze Zeit später erneut jede Menge Anlass, nachdem wir zur Hauptbühnegepilgert waren, wo sich unsere Gruppe so ganz nebenbei während des Auftritts der Münchener Mittelalterlangeweiler Schandmaul um einiges vergrößern konnte. Bei deren Auftritt allerdings konnte noch der Geigerin freier Rücken am ehesten entzücken, ansonsten war das Gebotene trotz ein paar fetziger Stücke größtenteils Mist. Erschwerend kam hinzu, dass der Sänger und ich offenbar einen komplett unterschiedlichen Humor zu eigen haben, so dass ich (wie übrigens sämtliche meiner Begleiter auch) sehr froh war, als diese endlich die Bühne verließen.


Nun wurde das Gelände vor der Bühne zusehends voller, denn ein wahrhaft großartiger Entertainer sollte uns die folgenden neunzig Minuten bestens unterhalten: das Farin Urlaub Racing Team beehrte das Fest!! Die Bänd, bestehend aus Schlagzeugerin, Bassistin, Lead-Gitarristin sowie drei Bäckground-Sängerinnen und - wohl der Quote wegen - einer vierköpfigen, männlichen Bläser-Sektion rockte erstmal drei Stücke lang, bevor der Chef das Volk begrüßte. Dieser gab sich während des ganzen Auftritts nicht die geringste Blöße, ließ das Publikum krähen (kraa-kraa), lachen (ha-ha-hi) und gar Blitze imitieren (bsssssssss). Dabei hatten auf wie vor der Bühne wohl so ziemlich alle einen Heidenspaß. Daneben war auch die Musik nicht schlecht, natürlich stark an die Ärzte erinnernder, eingängiger Rock-Pop mit wie gewohnt gewitzten Texten. Eine außerordentlich unterhaltsame Darbietung also zur samstagabendlichen Prime-Time.


Glaubhaft konnte der Sänger versichern, gerne noch etwas länger gespielt zu haben, doch sollte der Abschluss des Abends den Musikern und Mitarbeitern des seit Jahren für den Fest-Sound verantwortlichen Rock-Shop gehören, die eigens dafür unter dem Namen Pop Shock ein Programm aus Cover-Versionen von einigen der in den vergangenen 24 Jahren an Ort und Stelle zu Gast gewesenen Bänds eingespielt hatten. Eine Stunde lang gab´s also ein für mich zwar eher durchwachsenes, insgesamt aber durchaus akzeptables Programm, u. a. mit guten Versionen von Neneh Cherrys "Seven Seconds", "Don´t You (Forget About Me)" von den Simple Minds und zum Schluss das unvermeidliche "Verdamp lang her" von BAP. (Letzteres übrigens gegen Ende sehr verunstaltet durch den Schlenker hinein in "Lena", von einer Bänd, die ich hier nicht namentlich erwähnen möchte...) Umso besser war dann allerdings später in der Nacht unsere eigene After-Show-Party auf der Dachterasse...


Das sonntägliche Klassikfrühstück war für unsere Truppe wie gewohnt um ca. 6 Stunden zu früh, wieder erst am frühen Abend trudelten wir an der Zeltbühne ein, um dort die positive Überraschung zu entdecken: Rainer von Vielen gab ein Stelldichein mit seiner Bänd, die auch jahrelang als Bäcking-Bänd von Anne Clark unterwegs war. Bereits der Soundcheck des mit Bass, Schlagzeug, schwerer E-Gitarre und effektverspieltem Gesang angetretenen Quartetts gestaltete sich interessanter, als das komplette Konzert manch anderer Bänd. Sie groovten, sie rockten, sie räppten was das Zeug hielt, ließen Soundwände mit Elektronik und konventionellen Klängen verschmelzen und hatten zudem auch textlich was zu bieten. Der Kemptener Sänger imitierte mit seiner Stimme und etwas Technik nicht selten ein Didgeridoo, dazwischen gab´s auch mal Zeit zum Durchatmen während folkoristisch mit Akkordeon vorgetragener Stücke. Ein wirklich sehr geiler Auftritt, der immensen Spaß bereiten konnte und somit das zweite echte Highlight in diesem Jahr darstellte.

Hiernach mussten Entscheidungen getroffen werden: Peter Fox auf der Hauptbühne? Oder lieber die texanischen Instrumental-Rocker namens This Will Destroy You? Ich wählte das Zelt, um zu sehen, wie das so ist, wenn man zerstört wird, meine Begleiter den deutschen Shooting Star. So hörte ich zum Abschluss des FEST 2009 Post-Rock aus den USA, sehr atmosphärisch, mit 2 Gitarren, Bass, Schlagzeug und etwas Elektronik. Die Songs bauten sich meist langsam und ruhig auf, um dann in Soundgewittern zu münden und dann quasi spiegelverkehrt wieder auszuklingen. Nicht schlecht, das Ganze, mit dem einzigen Nachteil, dass nach drei Stücken nicht mehr allzu viel an Variation zu erwarten war. Kaputt ging übrigens auch nix, auch wenn der Bassman zeitweise schon ziemlich auf sein Instrumtent eingedroschen hat. Alles in allem war es die richtige Entscheidung, denn kurz vor Ende des Konzerts traf ich auch meine beiden Begleiter wieder, die es auf Grund hoffnungslos überfüllten Geländes und diverser Absperrungen erst gar nicht mehr vor die Hauptbühne geschafft hatten.


So muss man sich zum wiederholten Male fragen, ob bei der vom Veranstalter geschätzten Besucherzahl von ca. 350-380 Tausend Menschen nicht so langsam die Grenzen der Kapazität ausgereizt sind und auf solch große Top-Äcts nicht zuletzt aus Gründen der Sicherheit besser verzichtet werden sollte. Mir jedenfalls machen Konzerte keinen Spaß, wo man eingepfercht wie bei einem Viehtransport dasteht und den Platz zu verlassen kaum nicht mehr in der Lage ist, vom Zurückfinden nach dem Pissen gehen oder Getränke holen ganz zu schweigen...


Wie dem auch sei, nun auf ein Duo geschrumpft warteten wir das Ende der Völkerwanderung ab, uns noch ein letztes Mal rüber zur Hauptbühne zu begeben. Und während dort bereits fleißig abgebaut wurde, gönnten wir uns noch das eine oder andere letzte FESCHD-Bier für dieses Jahr, tauschten uns noch mit Fox-Begutachterinnen aus (na klar, super war der, und dann die Choreographie und was weiß ich und überhaupt...) und genossen den Abschluss eines dann doch mal wieder sehr schönen Wochenendes in der Klotze. Wer hätt´s gedacht?!

 

 

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