
FIRE! 8.11.25 Schorndorf, Manufaktur
Eine kleine Reise führte mich eines trüb-nebligen Novemberwochenendes in einen meiner Lieblings-Live-Clubs zum Konzert von Mats Gustafsson, Johan Berthling und Andreas Werliin a.k.a. FIRE!. Natürlich waren die Erwartungen in der Schorndorfer Manufaktur nach dem höchst eindrücklichen Live-Erlebnis im Frühjahr nicht ganz gering – aber ich sags gerne vorweg: Es war ein genauso supergeiles Konzert wie bereits zuvor…
Allein die Ausstattung der Bühne vor Konzertbeginn ließ sich an wie ein schickes Stilleben betrachten: In der Mitte hinten der Orange-Bassverstärker, davor der Bass; linker Hand aus Publikumssicht daneben das Schlagzeug und rechts die beiden rostgolden schimmernden Saxophone sowie eine Querflöte in einer kleinen Dreiereihe auf den Spieler wartend. Im Saal waren Stehtische verteilt, drum herum Tresenhocker samt Rückenlehne. Die vielleicht ersten dreißig oder vierzig der geschätzt etwa hundert Anwesenden konnten also bequem sitzen.
Gustaffson eröffnete mit ein paar Begrüßungsworten den Abend: „Hallo“, und mit einer kurzen Geste auf seine beiden Mitstreiter hinweisend, „das ist Fire!“. Zudem wies er darauf hin, dass sie ein paar „Scheiß Platten mitgebrungen [sic!]“ hätten, die später erstanden werden könnten. Eine charmante Eröffnung, bevor der Reigen aus Klängen und Rhythmen los ging.
Schwierig war im Lauf der folgen etwa fünfundsiebzig Minuten Spielzeit, die neuerlich wie im Flug verging – oder sollte ich sagen, dass die Minuten schneller darnieder brannten, als ein vom Wind getriebenes Lauffeuer dazu in der Lage wäre? Egal, das Schwierigste jedenfalls war die schlichte Entscheidung: Mit geschlossenen Augen lauschen oder den dreien beim Spielen zugucken? Beides gleichzeitig ist ja leider eine Unmöglichkeit, doch fing die von den ersten Klängen an ausgestrahlte Intensität die Hörenden sofort ein, nahm umgehend auf eine Reise mit, die durchaus als ein Hörspiel ohne Worte bezeichnet werden kann.
Mats Gustafsson tanzte dabei immer wieder mit seinem Instrument, ging in die Hocke, ließ den Körper mitschwingen und setzte mehr als nur Lunge und Lippen ein. Indes legte Johan Berthling am Bass recht unspektaktulär mit glasklarem Bassgitarrensound die stark hypnotischen Teppiche und Grundlinien mittels mehr oder weniger gebremster Schnörkel und Schleifen im repetitiven Stil des American Minimal. Perfekt war das natürlich für die Sax-, Harp- und Flötengeschichten, die der Kopf des Trios hierzu erzählte. Andreas Werliin machte seinerseits das Schlagzeug immer wieder zum melodisch führenden Instrument, zog ein kunstvoll perkussives Register nach dem anderen, ehe er bei der letzten, ziemlich krachigen Zugabe, noch die donnernd-rockige Double-Bass durch den Saal blies. Waoh!!
So spielten sich die drei FIRE!-Männer stets ihre Klangbälle zu, fühlten dabei offensichtlich sehr genau, was sie spielten und als nach einer knappen Stunde die Vorstellung der Musiker und ein paar Dankesworte von Gustafsson übermittelt wurden, war ich bar überrascht, dass das tatsächlich eine ganze, nicht erst eine gefühlt halbe Stunde war!!
Für zwei Zugaben kamen die drei nochmal zurück, ließen sich danach leider nicht noch einmal erweichen, so dass um zehn das erneut fabelhafte Konzert sein Ende fand. Sehr sehr geil!!
Wir spazierten noch ein wenig durch das nächtlich neblige, hübsch fachwerkverzierte Städtchen und ließen die Klänge nachwirken, eher wir uns höchst zufrieden der Überfraumannung des Schlafs hingaben. Die Klang- und Groovekünstler namens FIRE! haben erreicht, was der Saxofonist zum Eröffnungssong des Abends, „The Dark Inside Of Cabbage“, gesagt hatte: zu versuchen, mittels Kunst die Welt ein klein wenig besser zu machen ist bestens gelungen…
14.11.25
HIER geht’s zu den Alben der Bänd und DA hab ich noch einen Clip aus den MPS-Studios gefunden!!