Oiro, Kick Joneses, Sonic Dolls

21.03.09 Freiburg, White Rabbit

 

 Möglicherweise ist mir an diesem eisigen Frühlingsanfang auf der Fahrradfahrt ins White Rabbit ein nicht unbeachtlicher Teil meiner grauen Zellen eingefroren. Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, wie ich, während des Auftritts der zweiten Bänd nach deren Namen gefragt, eine völlig falsche Auskunft geben konnte. Oder sollte mein Hirn doch schon so weit runter gerockt sein, dass ich gelegentlich schlicht den Überblick verliere? Ich will es nicht hoffen, hoffe dafür aber umso mehr, dass der Fragesteller an diesem Abend noch reichlich Alkoholisches zu sich genommen hat und sich nur noch bedingt an diesen kleinen Aussetzer meinerseits erinnern kann. Nun aber chronologisch zu den tatsächlich an diesem Abend spielenden Bänds:

Als Auftakt des flotten Dreiers standen die Sonic Dolls zum Zeitpunkt meines Eintreffens bereits auf der Bühne, so dass ich von dieser Formation nicht mehr allzu viel mitbekommen konnte. Was ich jedoch – mit Verlaub – als nicht allzu tragisch hinnahm. Ihre in klassischem Punkrockstil gehaltene Musik ging zwar insgesamt ganz gut nach vorne los, doch fühlte ich mich bei nahezu jedem Songanfang an irgendwas von den Ramones erinnert.
Nun gut, ich war gespannt auf die nächste Bänd, die Kick Joneses aus Kaiserslautern, deren Mitglieder zum Teil ja schon in anderen, nicht gänzlich unbekannten Bänds wie z. B. Walter Elf zu Gange waren. Zu fünft traten sie auf, zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug, zwei Sänger, die dem Publikum auch gelegentlich was trompeteten. Einer der beiden spielte außerdem Keyboard. So gemischt kam auch ihr Set daher, mal punkig-poppig, mal mit Surf-Anleihen, diejenigen Songs mit den Bläsersektionen ließen natürlich sofort an Ska denken. Leider kamen die meisten Stücke eher im Mid-Tempo daher und die beiden Stimmen klangen – trotz immer wieder melodischer Gesangsparts – zumindest für mein Gehör nicht allzu mitreißend, so dass ich mich nicht so richtig angefixt fühlte und das Konzert eher ein wenig dahin plätscherte. Erst die letzten beiden Stücke des regulären Sets, die eine Ecke schneller daher kamen, gefielen mir dann doch noch richtig gut. In jedem Falle überzeugt hat mich dennoch die Rhythmussektion des Quintetts, die hatte durchweg einen mächtigen Groove drauf und für mich das fünfzig Minuten dauernde Konzert gerettet.

Es war bereits nach Mitternacht, als Oiro aus Düsseldorf die Bühne endlich betraten. Ich war zu dem Zeitpunkt gerade damit beschäftigt, Getränkenachschub zu besorgen, so dass ich mich nur sehr begrenzt auf die etwas längere Vorrede des Sängers konzentrieren konnte. Als die Bänd dann einsetzte, war ziemlich schnell klar, wo der Hase die nächsten gut sechzig Minuten lang laufen sollte: Punkrock. Laut, dreckig, rotzig, als wären mit einem Mal die Anfänge dieses immer wieder totgesagten, jedoch niemals tot gewesenen Genres wieder bäck in the house. Ob des energiegeladenen Sounds des Fünfers schien auch das Publikum endlich etwas aus der Reserve zu kommen. Dessen etwa 120 Zugehörige waren bis dahin eher verhalten bei der Sache, stattdessen mehr mit sich selbst und ihren Gesprächspartnern beschäftigt gewesen. Ein kleines Manko war, dass man von den Texten nicht allzu viel verstehen konnte, denn mir schien, es gäbe es da so einiges zu entdecken. Zeilen wie „Oi Spießer, gib mal Feuer damit ich dich anzünden kann“ und Titel wie „Ein Pony mit drei Beinen“ oder „Mit dem Mofa nach Italien“ sollten allerdings für sich sprechen. Dafür gab es gegen Ende des regulären Sets noch ein unfreiwilliges Highlight, als plötzlich ein stark angetrunkener Zeitgenosse auf der Bühne stand, während der Sänger im Publikum weilte. Wie es genau dazu gekommen war, kann ich leider nicht mehr rekonstruieren, egal, er war da. Zunächst schien der temporäre Frontmann selbst nicht so recht zu wissen, was denn nun geschehen solle, dann gab er der Bänd einen ungefähren Rhythmus vor, die Jungs stiegen ein, und nach kurzer Zeit war eine zugegeben recht geile Jäm-Session im Gange, die nach ein paar Minuten dann vielleicht etwas abrupt endete, denn der echte Sänger kam auf die Bühne zurück und beendete die Geschichte. Ob da einer fürchtete, die Schau gestohlen zu kriegen? Oder pirschte sich lediglich die verbleibende Spielzeit nah an ihr unweigerliches Ende heran?
Ich weiß es nicht und es ist auch gleichgültig, wenige Stücke später war das Konzert vorbei und es war insgesamt und in jedem Falle ein gelungener und abwechslungsreicher Punkrockabend in der Höhle des weißen Hasen.
 

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Heißer Scheiß

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