The Godfathers

Support: The Seducers
18.12.09 Freiburg, Waldsee

 

In gefühlt gut und gerne sibirischer Kälte radelte ich am letzten Freitag vor Christkindchens neuerlicher Ankunft auf Erden raus zum Waldsee. Dort wollte ich mich jedoch nicht etwa mit lustigem Schlittschuhlaufen vergnügen - man muss ja wirklich nicht jeden Scheiß ausprobieren - nein, ein Konzertbesuch stand natürlich auf dem selbstgebastelten Events-Kalender.

Dass ich recht früh dran war, bemerkte ich insbesondere an der Begebenheit, dass der Raum bei meiner Eintrittslöhnung - diese übrigens vollbracht mit meinen mit 5-Sterne-Öko-Tiefkühlung bedachten Fingern - noch so gut wie leer war. Bis Beginn der den Abend eröffnenden Bänd mochten es vielleicht 40 Menschen gewesen sein, die sich in der ganzen Konzertlokalität verteilt hielten, was ein wenig nach Geisterkulisse aussehen ließ. Bis zum Hauptprogramm sollte sich diese Zahl dann doch wenigstens noch verdoppeln.


Die Seducers verzichteten netterweise auf irgendwelche "He, kommt doch alle mal nach vorne"-Sprüche, sondern taten, wie dem Sixties-Surf-Garagen-Rock-Trio als Warm-Up-Äct geheißen. Leider muss ich sagen, dass ich ihr Set mit über 50 Minuten ein wenig zu lang fand, so kamen für mich zwischen den unbestritten vorhandenen Hits tatsächlich hie und da ein paar Längen auf. Schade, schade, in diesem Falle wäre wohl etwas weniger ein deutliches Plus gewesen. Außerdem - jetzt mal richtig unkonstruktiv und subjektiv - hat mein Lieblingssong der Formation nicht den Weg ins Programm gefunden - grrrr...

Nach etwa zwanzig Minuten Umbau betraten die vier kürzlich in Urbesetzung reformierten Briten mit dem nicht eben bescheiden klingenden Namen The Godfathers die Bühne. Dies taten sie durchaus grimmig drein schauend, woran sich ausgesprochen lange nichts ändern sollte: zuvorderst ein Frontmann, der sich mutmaßlich um den Posten des am konsequentesten grimmig erscheinenden Sängers feilbieten wollte; im Rücken gestärkt durch einen seinerseits recht giftig in die Runde blickenden Drummer. Dazu ein fast teilnahmslos im Sound verlorener und daher am ehesten ansätzlich sympathisch erscheinender Bassist und ein nahezu gänzlich bewegungsloser Gitarrist - ausgenommen seiner Hände, diese zeigten sich mitunter sehr flink zugange. Dieser Zustand brachte mir nun ein, dass ich mir lange nicht klar darüber werden konnte, wie ich das Auftreten dieser durchaus reifen sowie durchweg gut gekleideten Herren denn finden solle. Amüsant? Leicht behämmert? Verbissen? Hoffnungslos in einem vor über zwei Dekaden erbauten Labyrinth aus "Fuck-You-Attitüden" verlaufen? Prollig arrogant? Peinlich? Oder doch irgendwie cool?

Musikalisch eine saubere Sache, keine Frage. Garage-punkiger Schweinerock mit ordentlich treibenden Rhythmen, rotzigem Hinausgekeife bissiger Texte und sehr geilem Gitarrensound. Da gabs aber wirklich gar nix zu nölen. So manches Riff hat mich gelegentlich ein wenig an die guten Pothead erinnert - wobei eine eventuelle Einflussnahme wohl eher in umgekehrter Richtung läge. Knapp anderthalb Stunden inclusive der Zugaben rockten die Gottväter das Haus, sich dabei stetig steigernd, was sich wiederum proportional auf die Stimmung im überwiegend deutlich mehr als dreißig Lenze tragenden Publikum mit erschreckend niedrigem weiblichen Anteil nieder schlug. Von sage und schreibe zwei der fast durchweg in astrein britischem Släng angesagten Songs konnte ich mir sogar die Titel merken: "Public Enemy No. 1", ein geiles Instrumental-Stück, und - mein Fave des Abends -: "Birth, School, Work, Death". Wann wurde je in einem Songtitel ein wohl gar nicht so seltener Lebenslauf auf einen derart schlichten Nenner gebracht?

Übrigens konnte ich mir während ihres Sets dann doch noch die zuvor gestellte Fragenserie beantworten: Recht bald zu Beginn forderte der Sänger die Audience auf, ihm gerne den einen oder anderen Jägermeister spendieren zu dürfen. Nach wenigen Songs sprang auch schon eine Runde für die ganze Bänd heraus, etwas später brachte erneut ein Gast ein Tablett voll der gewünschten Drinks zu den Musizierenden. Diese Shots machten jedoch mitnichten die Runde auf der Bühne, vielmehr schluckte der Frontmann mal kurz vier hintereinander weg. Nun hatte endlich auch ich verstanden: der Typ hat ne Meise!! Also: sympathisch!! Bei der dritten Runde (nach ca. einer Stunde) konnte er sich gar ein Lächeln nicht länger verkneifen...

Somit kann ich besten Gewissens festhalten, dass man eine sehr geile (Retro-)Show gesehen hat, mit durch die Bank ausgesprochen gutem Sound, einer eigenwillig durchgeknallten Bänd und sehr dankbarem Publikum!!

Nach dem Konzert gabs draußen ein völlig anders geartetes, nicht weniger großes Hallo: während des Auftritts der Godfathers hatte nämlich Frau Holle unbeaufsichtigt arbeiten können und irgendwie war jetzt alles weiß belegt. Als absolute Krönung verhalf mir der Platten meines Vorderreifens sowie das überlastete Taxiunternehmen zum immens seltenen Vergnügen eines einstündigen Spaziergangs durch mein winternächtlich verschneites Heimatstädtchen. Dickes Danke an meine beiden spontan-solidarischen Begleiter über den größten Teil der Strecke!! Ihr habt euch nen Jägermeister verdient, i swear!!

 

 

 

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