Arbouretum               14.06.17 Schorndorf, Club Manufaktur

 

Unter zunächst ungünstigen Umständen begann der feiertägliche Ausflug in den hübschen Club nahe Stuttgart. Kleine Unpässlichkeiten des Fahrzeugs sowie hohes Verkehrsaufkommen auf der Autobahn sorgten für einige Widrigkeiten. Doch erreichten wir die von etwa hundertfünfzig Menschen besuchte Manufaktur um exakt 21 Uhr - als gerade das Licht ausging. Wir erhielten den Einlassstempel und schlenderten, begleitet von den ersten Klängen der Bänd, nach vorne, wo wir die nächsten zwei Stunden an bequemen Stehplätzen mit ausgezeichneter Sicht und sehr gutem Sound verbringen konnten...


Im dritten Anlauf - nach zwei verpassten Konzerten fast vor der Haustüre - war es mir endlich gegönnt, Arbouretum live zu begutachten. Und selten habe ich eine Bänd so unspektakulär agieren sehen, wie die Musiker um den Sänger und Gitarristen Dave Heumann. Der recht bärtige Basser im Holzfällerhemd stand - dem Publikum überwiegend seitlich zugewandt - in Bühnenmitte vorm Schlagzeuger und wiegte sich meist sanft im Rhythmus seiner dicken Saiten, versank nicht selten geschlossenen Auges darin. Neben ihm am Bühnenrand saß der Keyboarder am Fender Rhodes, sorgte für diverse Sounds und manchmal auch Tastenklänge und betätigte sich mit einer Hand häufig auch perkussiv; sei es mit Schellenkranz, Shakern oder mithilfe eines Drumsticks den Fuß seines Instrumentes taktvoll traktierend.


Der größte Anteil der Bühne war jedoch für den gleichzeitig leicht verwirrt wie hochkonzentriert wirkenden Künstler an Stimme und Sechssaiter bestimmt, welcher die Klänge seiner Saiten offenbar durch zwei Verstärker in den Raum entließ. War er am Singen - was er bei aller unaufgeregten Beiläufigkeit im Timbre durchaus gut kann - schaute er ins Publikum; ging er zwei Schritte rückwärts und machte eine halbe Körperdrehung nach links, war dies stets der Ausgangspunkt für eines seiner gerne - und noch ein Stück weiter als auf Platte - ausufernden Soli. Dabei blickte er zumeist starren Auges irgendwo hin, als lese er die Noten mal auf dem Schuh des Bassisten, mal auf der Monitorbox oder wo auch immer ab. So wirkte er, wie auch die gesamte Bänd, auf eine seltsame Weise eben gleichzeitig völlig in der Musik versunken wie auch geradezu unbeteiligt. Während der ersten Stunde befiel mich nicht selten der Eindruck, als seien die Männer soeben aus dem Garten vom Unkraut jäten mal kurz rüber in den Proberaum geschlendert und machten nun ganz entspannt ein bisschen Musik. Vor allem für sich selbst.


Es dauerte sehr lange, bis Mr Heumann auch mal ein paar Worte ans Publikum richtete - abgesehen von "thank you" oder "thank you so much", oft begleitet von einem ansatzweisen Lächeln und kurzem Kopfnicken des Bassers. Dem Hörgenuss schadete dies natürlich in keinster Weise, es war eine wahre Freude, die Geschichten, die der Sänger seine Gitarre immer wieder erzählen lässt, live zu erleben und ihm dabei zuzugucken, wie er auf den verschiedenen Effektgeräten herumtrat, um immer wieder andere Sounds zu bekommen. So wurde der letzte Song des regulären Sets, "Song of the Nile", zu einem quasi Highlight der Performance, als Heumann sich mitten im Stück zu den Geräten hinabbückte, der Bänd bedeutete, weiter zu spielen, während er anfing, diverse Kabel umzustöpseln. Nur um danach seine Saiten noch intensiver zu bearbeiten und sie dann - noch immer während des Songs und beinahe hektisch - wieder zurückzustöpseln. Damit konnte die wohl lakonischste Bänd der Welt auch noch für Amusement sorgen - sehr geil, das!!


Zum guten Ende nach erwähnt widrigem Start - und nach mindestens drei Zugabeblöcken, wo auch endlich das wunderbare Schlussstück der aktuellen Platte zu großer Geltung kam - tranken wir noch gemütlich ein Bierchen. Und neben der Setliste fiel mir dann auch noch die eine in meiner Sammlung fehlende LP in die Hände - auf welcher nun zudem die Signatur des Arbouretum-Sängers prangt, der beim Einkaufen eh grade am Merchandise-Stand in schwäbisch-englische Gespräche verwickelt war...

 

Sehr gerne biete ich hier auch die Abschrift der originalen Setliste feil, auf welcher allerdings die letzten drei dargebotenen Stücke fehlen:
WORLD SPLIT OPEN / EYRIE / ENDS OF THE EARTH / CALL UPON FIRE / COMANCHE / WHITE BIRD -> OCEANS / RENOUNCER / FALL LINE -> ROSE / NILE // DESTROYING / HIGHWAYMAN

16.06.17

zum aktuellen Album-Review klick hier

nach oben

News /Termine
Heißer Scheiß

Pändys neueste Empfehlungen NEWS 3. November 2024
mehr

* * *