Brasstronaut                                              21.05.11 Freiburg, Swamp

 

Eines warmen Maienabends trafen sich ein paar Dutzend Menschen vor einer kleinen Kneipe. Fast alle waren wegen der in Kürze dort aufspielenden Bänd aus dem kanadischen Vancouver herangeeilt, ein Einzelner jedoch benötigte noch etwas Zureden seitens einfühlsam bemühter Mitmenschen. Schließlich zeigte er sich gewillt, sich der Gruppendynamik zu überlassen und sprang über seinen Schatten mitten ins Innere der Lokalität. Und als ich den Betreffenden nach Ende des Konzerts fragte, schien er trotz anfänglicher Skepsis sehr zufrieden mit der musikalischen Darbietung gewesen zu sein.

Sechs Musiker hatten zunächst die Aufgabe, sich auf und um die kleine Bühne herum zu positionieren. Ein Schlagzeug war am Start, ein Bass, ein am Keyboard sitzender Sänger, ein vor der Bühne in die Ecke gedrängter Gitarrist, ein Mann an Klarinette und Ewi (das heißt übrigens Electric Woodwind Instrument und ist laut Tante Wikipedia einer Klarinette, Blockflöte oder einem Saxophon ähnlich; zu deutsch: Blaswandler). Außerdem wurde seitlich der Bühne - neben dem Mischpult - der wohl letzte übrig bleibende Platz von einem Trompeter eingenommen, der gelegentlich auch ein Glockenspiel bediente. Brasstronaut nennen sich die Herren, die gekommen waren, das Publikum in der gut gefüllten Kneipe einen verträumt melancholischen Abend verleben zu lassen.

Überwiegend ruhige Stücke hatten sie hierfür mitgebracht (immer mal wieder angenehm an The National erinnernd), die gerne etwas länger dauerten und durchweg entspannte Spannungsbögen enthielten; hie und da ließ man mal kurz den Rock durchklingen, um bald wieder in sanfteren Klängen dahin zu schwelgen. Takt und Groove gaben durchweg Schlagwerker und Bassist an, die Gitarre fungierte meist als unaufdringlicher Teppich, den man erst dann bemerkt, wenn er grade fehlt. Neben der süßlich-melancholischen Stimme waren es vor allem die Anteile der Bläsersektion, die immer wieder mit den Tasten in Kommunikation traten und das besondere am Sound der Bänd ausmachten. So kam in den americana-haften Grundsound auch mal ein Hauch von lustig jazzigen Klezmerdüften oder - besonders über die Trompete - feierlich hymnische Einsprengsel in die Atmosphäre.

Achtzig Minuten lang konnten die Brasstronauten damit ungefähr genauso viele Menschen bei guter, sehr entspannter Stimmung halten; zwischendurch nahm der Sänger des durchaus sympathischen Sextetts gerne Kontakt zum Publikum auf, indem er die eine oder andere Ankedote von Tour oder aus der Heimatstadt erzählte. So konnte also weder über musikalische Qualität, unzureichende Exklusivität oder mangelnde Unterhaltungsfaktoren gemäkelt werden. Oder etwa doch, verehrter Herr Skeptiker?

24.05.11

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