Judas Priest + UFO                       14.12.15  Stuttgart, Schleyerhalle

 

Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich bei Judas Priest in Stuttgart war, nämlich zur Epitaph Fare Well-Abschiedstournee vor 2 Jahren. Damals habe ich es verdaddelt, eine Review zu schreiben, obwohl das Konzert genial war.
Deswegen war klar, dass ich nochmal, quasi nach dem Abschied, die Gelegenheit nutze, wenn Judas Priest wie die Stones anfangen, wieder und wieder zu kommen.

Soweit zur Vorgeschichte. Also Priest spielt und ich geh hin. Als Vorband haben sich die Mannen um Rob Halford niemand Geringeren als UFO geholt.
Für mich sehr überraschend, weil ich von UFO schon seit mindestens 20 Jahren nichts mehr gehört habe (naja, eigentlich sind es fast 30 Jahre). Die ehemalige Band von Michael Schenker zog bestimmt auch den einen oder anderen Neugierigen vom Sofa. Vom bekannten Line-Up sind aber nur noch Sänger Phil Mogg und der Drummer übrig, die restlichen Bandmitglieder wurden in den letzten 30 Jahren häufiger gewechselt als beim VfB die Trainer. Aber jetzt zur Musik: UFO fing an, doch so richtig klar wurde das nicht, denn der Sound war dermaßen besch… wie ich es kaum erlebt habe. Zu der bekannt schlechten Akustik der Schleyerhalle hatten die Mischer wohl auch nicht die Lust, der Vorband einen fairen Sound zu verpassen - alles was rüberkam war undefiniertes Bassgewummer, von Gitarre und Gesang war bei den ersten Songs schlicht gar nichts zu hören... Eine Frechheit, wie ich meine, denn da spielte ja nicht irgendeine 08/15-Band, sondern UFO, die mit Ihren Hits "Doctor Doctor", " Rock Bottom" und "Only You Can Rock Me" durchaus zu begeistern wußten und zu den Großen zählen. Phil Mogg's Bühnenpräsenz wuchs von Song zu Song bis er den Status eines Elder Statesman erreicht hatte. Sympathisch und verschmitzt kam er rüber und die Band konnte ihren alten Fans, die zugegen waren, durchaus ein Glänzen in den Augen hervorzaubern.

Umbaupause - 35 min. Riesenvorhang mit JP-Logo. Dann Black Sabbaths "War Pigs", bei dem die ganze Halle mitsingt. Getöse, Spannung, der Vorhang fällt und die Priester sind mittendrin in "Dragonaut", von ihrem aktuellen Album 'Redeemer of Souls', von dem noch zwei weitere Songs im Laufe des Abends kommen sollten. Insgesamt war das Set aber von den alten Schinken aus den 80ern geprägt und ich fühlte mich in der 4. Reihe wie mit 17, als ich Priest zum ersten Mal sah; auf Painkiller-Tour (Vorbands: Annihilator & Pantera !) - total kuhl.

In die Gegenwart und zur Band: Rob Halford scheint inzwischen sowas wie die unangefochtene Eminenz des klassichen Heavy Metal zu sein: Mit elegantem Gehstock und Glitzermantel schreitet er über die Bühne (erinnert stark an Bela Lugosis Dracula) und dirigiert das Geschehen als absoluter Chef im Ring. Seine treuen Begleiter sind seit über 40 (!) Jahren Basser Ian Hill, seines Zeichens sogar dienstältester Priester und Glenn Tipton, ganz sympathischer Gentleman-Gitarrist. Auch schon sehr lange dabei, nämlich seit 'Painkiller' ist Scott Travis, dessen Drumspiel und Stöckle-Jonglagen immer noch schlicht sensationell sind. Seit dem Weggang von K.K. Downing 2011 hat der junge Ritchie Faulkner die Rolle des Sologitarristen und Anheizers übernommen und kommt wohl vor allem bei der Damenwelt gut an. Allerdings muss man sagen, dass das Publikum bei JP im Wesentlichen von Männern, die Ihren Zenit schon knapp überschritten haben, dominiert wird.


Bühne und Show - vom Feinsten. Große Video-Installationen, Blitze und Rob Halford zieht sich für jeden Song um. Einmal kam er sogar als Kuttenträger vom FC Halford Berlin. Sein Gesang ist immer noch extrem - extrem hoch, extrem pathetisch, passend zu seiner Performance. Rob Halford verkörpert den völlig in der Musik verwobenen Dämon, er ist kein Poser. Seine Ansagen waren spärlich, seine Einfahrt mit der Harley vor "Hell Bent for Leather" legendär.
Während Ian Hill wie angenagelt vor seinem Rig steht und den Bass schwingt kommt Glenn Tipton immer wieder an den Bühnenrand und flirtet charmant mit dem Publikum - nur Blicke, kleine Gesten, aber unheimlich sympathisch. Und dann Gänsehaut pur beim zweistimmigen Intro von "Victim of Changes". Persönliches Highlight für mich war natürlich "You've Got Another Thing Coming" mit dem legendären shout - oh yeah-Intro, wie auf der 'Priest Live'-LP zu hören. Rob Halford koloraturierte vor, das Publikum hinterher. Das Ganze hätte auch peinlich (nicht mehr zeitgemäß ?) wirken können, aber tat dies in keinster Weise. Im Gegenteil, es steigerte die Vorfreude auf das was kam. Viele Songs von der 'British Steel'-Platte, u.a. "The Rage" und natürlich "Breaking the Law" wurden fast komplett vom Publikum gesungen. Schade, ich hätte mich über "Grinder" sehr gefreut, aber man kann nicht alles haben.


Dann, fast zum Schluß, meldete sich Scott Travis zu Wort und fragte beim Publikum nach: "One more song?" Und danach: "Which song ?" War klar, dass jetzt alle "Painkiller" skandierten, und dann das Mega-Drumintro und "Painkiller" live wie vor 25 Jahren - wow.
Judas Priest nochmal zu sehen und in dieser Form, war eine wahre Freude. Etwas getrübt vom miserablen Sound der Schleyer-Halle, aber mehr als aufgewogen durch ein tolles Konzi. Judas Priest … Metal Gods !!!

So hab ich's erlebt,
Micha  18.12.15

 

Setlist:

Dragonaut / Metal Gods / Desert Plains / Victim of Changes / Halls of Valhalla / The Rage / Turbo Lover / Redeemer of Souls / Beyond the Realms of Death / Screaming for Vengeance / Breaking the Law / Hell Bent for Leather / The Hellion / Electric Eye / You've Got Another Thing Comin' // Painkiller / Living After Midnight

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