
Melvins & ReddKross 28.07.25 München, Technikum
Unerwartet kam ich kurzfristig zu den Melvins. Wie kam’s? Ein Verkäufer von Sammler-CDs der Melvins meinte, die seien genial in Frankfurt gestern gewesen. Ich fiel aus allen Wolken, weil ich nicht mitbekommen hatte, dass die Rock-Ikonen gerade wieder unterwegs sind mit ihrer "Stop Whining Tour". Sofort ging ich ins Netz und fand zu meiner großen Freude, dass es für München 5 Tage vorher noch Karten gab. Hmmm… Montagabend, 2,5 h Fahrt… aber MELVINS > kein Zögern, bestellt und los ging’s. Leider wollte niemand meiner Kollegschaft den Aufwand auf sich nehmen – und so fuhr ich eben alleine.
Veranstaltungsort war das TECHNIKUM, ein Club von eher kleineren Größe im Münchner Bahnhofsviertel; mit Container Cafés, Kunsthandwerk, Büros und Clubs. Parken war auch kein Problem, also alles entspannt. Ich war 1h vor Einlass da und es war kwasi noch nix los. Aber Moment, Was dröhnte denn da? Es waren die Melvins beim Soundcheck - wie geil, extra Melvins! Sehen konnte man nix, aber laut wars :-)
Die Öffnungszeit der Pforten verschob sich immer mehr nach hinten, weil Redd Kross auch noch soundchecken mußten. Aber dann war’s endlich so weit und ich war froh, denn es war zu kalt für nur im T-Shirt und ich war durchgefroren. Ich bekam als dritter den Stempel und im Empfangsbereich stand dann der Obertürsteher, neben dem ich 2h vor der Tür gestanden bin und meinte, dort sei das WC – ich hatte gar nicht gefragt sondern mich nach dem Merch umgeschaut.
Nachdem ich noch ein Shirt ergattern konnte, bin ich in den Konzertsaal und bin geradeaus gelaufen. Am Gitter vorne war noch Platz, also bin ich einfach da geblieben. Hatte dann noch einen netten Plausch mit Walter, der extra mit Flixbus von Mailand gekommen war (4h) und in der Nacht noch zurückfuhr. Ein noch krasserer Konzertgänger als der Host dieser Seite, dachte ich.
Der Saal füllte sich zu meiner Überraschung eher schleppend und es gab sogar noch Abendkasse!
Kurz nach Acht ging’s dann aber los mit Redd Kross, der Brüder-Band von Jeff und Steven McDonald mit Dale Crover am Schlagzeug und Jason Shapiro an der Gitarre. Redd Kross war schon beim Melvins Konzert in der Schorndorfer Manufaktur mit von der Partie, hatte bei mir aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dass die Herren schon seit 45 Jahren unterwegs sind, musste ich erst jetzt nacharbeiten.
Aus dem Punkrock kommend ist die Musik nun Retro angelegt. Der Sound ist inspiriert von den 60er Jahren. Frontman Jeff konnte mich anfänglich nicht überzeugen, was sich gegen Ende massiv veränderte. Extrovertierte Einlagen zogen meinen Blick auf ihn und weg von Steven und Dale. Jason Shapiro irritierte mich aber bis zum Ende. Zwar ein Teufelsgitarrist aber mit einer nicht mehr altersentsprechenden Performance, die mit Verlaub, ein bisschen slapstickartig war. Für mich war der Sound von Redd Kross ein bisschen ähnlich wie Melvins, nur wesentlich gefälliger und eingängiger. Dabei spielte Dale eher klassische Patterns, aber dennoch sehr intensiv. Redd Kross waren wieder unterhaltsam, aber auch nicht nachhaltig einprägsam und so beendeten sie ihr Set nach ca 1 h.
So, und dann wurde der Druck nach vorne sehr spürbar größer, denn die Meute verdichtete sich vor der Bühne, ungeduldig wartend auf die Melvins. Ich dachte, das dauert aber noch ein Weilchen, weil Steven und Dale ja immerhin schon ein Set gespielt hatten und ein bisschen durchatmen wollen. Aber nach 20min ging es weiter.
Chillige Clubsounds ertönten, und King Buzzo marschierte ein, checkte kurz Winkel und Höhe seines Mikros, dann drehte er ab zum Verstärker. Und dann kamen Steven, Dale und, ich hatte es noch nicht erwähnt: Coady Willis. Seines Zeichens Drummer bei High on Fire (die als Support am Eingang angekündigt waren, was aber nicht stimmte) und der schon seit vielen Jahren assoziiertes Mitglied der Band ist. Also 2 Drummer – Hammer!
Dann legten die Herren los, mit was, realisierte ich erst später, denn ich stand anfänglich unter dem Eindruck, dass ich einen Meter von King Buzzo weg war (1m!). Im weiteren Verlauf mußte ich darauf achten nicht seine Schweißtropfen abzubekommen :-)
Zum Set: das rekrutierte sich stark aus ‚Tarantula heart‘, der neuen Platte von den Melvins. Opener „Working the Dich“ fing an mit Doppeldrums und dann King Buzzo-Geschraddel. Die Melvinstrance setzte ein, nächster Song „the bloated Pope“ mit dominantem Schlagzeug, und das in doppelt. Was Dale und Coady da ablieferten war sensationell: in weiten Teilen sehr simultan, aber immer wieder brach einer der beiden aus zu einem kleinen Extraausflug. Der Boss war aber ganz klar, Dale, der seine Football-eske Kriegsbemalung übrigens zwischen Redd Kross und Melvins noch wechselte – von nur schwarze Balken unterm Auge zu psychomäßig verschmiertem schwarz.
„Never say your sorry“ kam danach mit einer Macht die sich gewaschen hatte - böse und krank. Aber ist ja klar: Melvins sind ernst, da gibt’s nix zu lächeln :-)
Bei "Evil New war god“ von der ‚The Bride screamed Murder‘ haute es mich fast um, erst Doppeldrumsintro, dann die sägende Gitarre von Buzzo - Melvins pur!
Drumsorientierte Songs waren im Set durchaus prominent und auch drumsessions waren fast überall eingebaut. Bei „It's shoved“, „Billy Fish“ und „A history of bad men“. Wie immer war auch der Doppelgesang von Dale und Buzz beeindruckend von einer bedrohlichen Präzision eingebettet in percussivem Melvins Patternkonstrukten, wie bei „Blood Witch“. Dann wohl einer der Dronehaftesten Songs überhaupt der Melvins „Hag me“. Danach, ebenfalls von ihrer Meilensteinscheibe (wie alle) ‚Houdini‘: "Honey Bucket“.
„Revolve“, „Your blessened“ und das mantraartige "Night Goat“ beendete das Set der Melvins. Also: war fast nix von ‚Tarantula Heart‘ sondern viel aus alten Scheiben. So jetzt kommts: Ich musste die Songs bei setlist.fm nachrecherchieren, denn so toll mein Platz direkt zu Füßen von King Buzzo war, so schlecht war der Sound an der Stelle. Ich hörte kaum Gesang und erkannte die Songs live nicht immer.
Deswegen das nächste Mal: schon nach vorne, aber so, dass der Sound auch gut ist. Buzzos Schweiß kenn ich ja jetzt :-)
So war’s - hoffentlich ganz bald wieder.
Micha, 2.11.25
HIER zu einem Ausschnitt vom bejubelten Konzi in München