Hedvig Mollestad Trio 22.08.25 Villingen, MPS-Studios
Nachdem ich im Frühjahr die Villinger MPS-Studios mit einem großartigen Auftritt der schwedischen Fire! hatte kennen lernen dürfen, dachte ich mir schon, dass ich dort nicht zum letzten Mal war. Und als ich nicht viel später vernahm, dass im Sommer die norwegische Ausnahmegitarristin Hedvig Mollestad dort Halt zu machen gedachte, war ich umgehend Feuer und Flamme, dem beizuwohnen…
Pünktlich um zwanzig Uhr gab es eine kurze Ansage des Veranstalters, ehe Ivar Loe Bjørnstad, Ellen Brekken und die Chefin, deren Name das Hedvig Mollestad Trio trägt, ihre Plätze im vor gut sechzig Leuten restlos ausverkauften Raum einnahmen und sich erstmal ganz leise und ruhig an ihren Instrumenten verdingten. Es wirkte wie eine Art Einstimmung der Menschen und ihrer Klangkörper aufeinander, ehe Bass, Drums und ein machtvolles Gitarrenriff fast überfallartig aus dem Nichts einsetzten. Der Reigen hatte unweigerlich begonnen!!
Harte Riffs, unterlegt mit verspielt treibenden Grooves, bestimmten fortan die meisten Teile des abendlichen Klangbilds; uptempo-Rock gab atmosphärischen Passagen die Hand, auf ruhig fließende Songs folgten Kopfnicker-Grooves – mit Leichtigkeit wurden Heavy Rock, Psychedelik und Jazz mit Improvisation, Klangexperimenten und Melodien verschmolzen, dass es eine wahre Pracht war. Dabei wechselten sich Mollestad, die überwiegend im Fokus stand, und Brekken im Anrocken der Anwesenden ab, unternahmen Ausflüge durch den Raum ins Publikum, standen gegen Ende auch auf Stühlen oder setzen sich auf vorübergehend freie Stühle im Publikum und ließen die begeisterte Hörschaft ganz große Spielkunst unmittelbar und hautnah erleben.
Mollestad besteht offenbar in jedem Tröpfchen Blut und jeder Zelle und Pore ihres Körpers aus Musik!! Technik, Groove, Feeling, Ideenreichtum – und alles auf durchweg höchstem Niveau. Es war die reine Freude, ihrem filigranen Spiel zuzusehen, ihre Finger flink über die Saiten huschen zu sehen, sie sanft zu streicheln oder sehr bestimmt in Schwingung zu bringen, mit einem Fuß nie weit weg vom vor ihr liegenden Soundboard. Sogar das gelegentliche Schaben mit dem Pic an den Saiten klang sehr graziös.
Nicht minder glänzte Ellen Brekken am Bass, während Drummer Bjørnstad die Performänce stets genussvoll den beiden Frontfrauen zu überlassen schien, ohne mittels Drumsolo auf seine persönlichen Big Moments verzichten zu müssen. Er legte unermüdlich die Taktteppiche aus, mal mit Vollgas und Wucht, mal in angemessener Zurückgenommenheit, was das jeweilige Stück oder die Passage eben grade erforderte. Nie fehlten dabei regelmäßige Blickkontakte unter den dreien, die ihrer ebenso hör- wie sichtbar grenzenlosen Spielfreude schlicht freien Lauf ließen, so dass das Zuschauen ebenso viel Freude machte, wie das Hören.
Nach den ersten beiden Songs hielt Mollestad, ohne Mikro in den Raum sprechend, eine kurze Ansprache, dass sie heute zwei Sets spielen werden; das erste Set enthalte ältere Stücke, während im zweiten das gesamte aktuelle Album ‚Bees In The Bonnet‘ gespielt werde. Nach einer wie im Fluge – schnell wie die Finger und Hände der Spielerinnen – vergehenden dreiviertel Stunde bot die Gitarristin eine Zugabe an, die selbstverständlich angenommen wurde, nach dem zweiten, ebenfalls etwa fünfundvierzigminütigen Set gab es zwei weitere Zugaben, ehe das Konzert nach gut hundertzehn Minuten Spielzeit zu Ende ging – mit stehenden Ovationen der Anwesenden und völlig zurecht ausgiebig gefeiert!!
Das war ganz große musikalische Extraklasse, dargeboten in zutiefst herzerwärmed sympathischer Weise!! Thänx!!
30.08.25
Epilogische Randnotiz:
Ein persönliches Amüsement hatte ich nach dem umjubelten Konzert, als ich die Gitarristin am Merch-Platz, mit ihren Mitspielenden eifrig am Signieren, um die LP meiner Wahl bat – „and all of you signing, please“. Mollestad nahm die LP vom Stapel, sah mit einem kurzen Seitenblick auf mein T-Shirt, auf dem gut sichtbar motorpsycho prangte und bemerkte: „I see you are part of the familiy“…
Mehr Infos über das Schaffen der Norwegerin und natürlich auch Videos sind HIER zu finden.
Anmerkung: Die musikalischen Einflüsse der Gitarristin, so ist nachzulesen, reichen über Nirvana, Melvins, Jimi Hendrix, Motorpsycho und Miles Davis, während sie insbesondere dem Spiel von Jon Eberson (norwegischer Jäzzgitarrist) und Snah (Motorpsycho) große Aufmerksamkeit zuteil werden ließ (Quelle: DA nach der Träckliste).