MAMMAL HANDS 19.09.24 Merzhausen, Forum
Der Lust auf musikalische Überraschungen ging ich neulich nach, als ich auf Empfehlung eines Liebhabers kreativer Klänge ein Konzert im Rahmen des Freiburger Jazzfestivals besuchte. Im Saal des Merzhausener Forum, der sitzend etwa fünfhundert Menschen aufnimmt, trat das Trio MAMMAL HANDS aus Norwich im Norden Englands auf.
Zunächst jedoch stand im fast durchweg bestuhlten, ziemlich vollen Raum ein Duo auf der Bühne: BOOOM – in der Konzertankündigung tatsächlich fälschlicherweise mit nur zwei o geschrieben – ist ein Projekt eines Schlagzeugers aus Regensburg und der noch erfrischend jugendlichen Räpperin Layla Carter. Die beiden lernten sich auf irgendeinem Festival kennen, wie Drummer Gerwin Eisenhauer erzählte, und musizieren seither regelmäßig gemeinsam. Dabei bringen sie vermeintlich so verschiedentliche Welten wie Drum & Bass, experimentelle elektronische Drum-Percussion und ein gesangliches Spektrum, das weit über Räp hinausgeht, zusammen. Und es war durchaus hörenswert, was die beiden binnen einer dreiviertel Stunde improvisierten.
Ja, auf Impro basiert der Großteil des kurzweiligen Sets von BOOOM, bei welchem die teils mit Sounds gefütterten und programmierten, dennoch live gespielten Drumpads der Sängerin Boden für deren Erzählungen schufen. Für mich war definitiv die Stimme der jungen Frau das Instrument, das mir am besten gefiel; die gekonnt und mit wunderbarer Leichtigkeit zwischen Reggae, Soul, R&B und einem Hauch Gospel changierend durch die Songs tänzelte, ehe dreißig Minuten Pause folgten, wo sich ausführlich über das Gehörte ausgetauscht werden konnte und so lange die Bühne für MAMMAL HANDS bereitet werden konnte.
Am linken Bühnenrand das Klavier, rechts das Schlagzeug und in der Mitte der Bläser mit seinen drei im Wechsel gespielten Saxofonen sollten uns die nächsten anderthalb Stunden durch eine Reise der bislang fünf Alben der Bänd führen. Tief im Jäzz verwurzelt, lassen sie diesen mit Einflüssen aus Pop, Rock, Ambient und Elementen des Minimal verschmelzen und schaffen dabei dichte, atmosphärische Songs. Die Stücke erheben sich häufig vom Teppich des Pianos aus, werden sicher geführt und getaktet mit rocklastigem Schlagzeug und vollendet durch melodische Ausstaffierungen des Saxofons.
Viele Augen-zu-Passagen hatten Jordan Smart am Gebläse, Nick Smart an den Tasten und Rob Turner an Stöcken wie Fellen für mich dabei, sich durch die behaglich fließenden, sehr intensiven Klangwelten gleiten zu lassen – was hin und wieder auch mal ein wenig aufschrecken ließ, als ich grade so richtig tief in der Musik versunken war und es plötzlich aufwallenden Szenenapplaus für eine Saxpassage gab…
Ein schöner, entspannter und sehr genussvoller Konzertabend war das; zum Auftakt mit experimenteller Darbietung und feinen Gourmet-Klängen des Hauptäct. Sehr schön, das!!
26.09.24
Reinhören lohnt – go THERE