MUSICA CRUCIS 18.04.25 St. Peter, Barockkirche

 

Bei meinem Besuch zweier Urlaubmachender im nahe gelegenen Schwarzwald verzogen wir uns vor dem medium-garstigen Wetter am späten Freitagnachmittag in die eindrucksvolle Barockkirche im Zentrum des idyllischen Ortes, wo ein Konzert stattfand. Eine starke Dramaturgie sollte da auf uns einklingen – was wir derart im Vorfeld nicht im Geringsten geahnt hatten…

Zum Aufspielen waren ein Organist sowie ein Percussionist angekündigt, außerdem der Chor Ensemble Monumentum aus Freiburg. Gesangliche und instrumentale Darbietung wechselten sich stets ab, dazwischen gab es in mehreren Intermezzi Geistliche Impulse. Hierbei lasen ein Mann und eine Frau im Wechsel Tagebuchteinträge Dietrich Bonhoeffers, die dieser in den Jahren 1943 bis 45 in Haft verfasst hatte, bevor er schließlich von den Nazis hingerichtet wurde.

Das war natürlich ziemlich harte Kost, dabei aber hoch interessant. Die Inszenierung dieses Projekts erhielt vor allem durch diese Lesungen einen sehr eigenen, auch bedrückenden Charakter, dem der Sound der Musik mit einer oft fast psychedelisch anmutenden Orgel und sehr experimentell gespielten Percussions auf Xylofon, Becken, Gong und einem weiteren, sehr wahrscheinlich selbstgemachten Klanggerät, ähnlich eines Gongs, aber mit einer Saite in der Mitte (wenn ich das richtig gesehen habe…) die angemessene Dringlichkeit verlieh. Jedenfalls war da sehr viel mehr Klangästhetik in der instrumentalen Waagschale, als dass die Musik gefällig hätte genannt werden können.

So wirkten die Einlagen des Chors immer wieder auch als beschwichtigender Gegenpol zum häufig bedrohlich wirkenden Szenario von Tasten- und Schlagwerk. Insbesondere Letzteres war deutlich mehr in der Neuen Musik denn in sakraler Tradition verortet, doch auch die Orgel sorgte nur selten für klassisch kirchliche Klänge. Das hätte ich derart keinesfalls erwartet, zumal an solch traurigem Tag des Kirchenjahrs; umso fesselnder fand ich die sehr zur Nachdenklichkeit anregende Darbietung mit zunehmendem Verlauf.

Das war insgesamt stimmig und sehr gelungen, wie ich fand; nicht zuletzt auch durch die Begebenheit, dass in der dreihundert Jahre alten Kirche zeitgemäße und traditionelle Klänge gekonnt zusammenkamen, die mit historischen Ereignissen verknüpft wurden. Sehr schön!!

21.04.25

Gespielte Stücke (oder vielleicht auch interpretierte…) laut Programm:

Johannes Brahms – Ach arme Welt (op. 110 Nr 2)
Heinrich Kaminski – 130. Psalm
Felix Mendelssohn Bartholdy – Am Karfreitage (aus 6 Motettten, op. 79)
Felix Mendelssohn Bartholdy – Trauergesang (op. 116)
Henry Purcell – Hear my prayer, o Lord
Heinrich Schütz – Schlusschor aus Johannespassion (SWV 481)
Heinrich Schütz – Herr auf dich traue ich (SWV 377)
Heinrich Schütz – Also hat Gott die Welt geliebt (SWV 377)

Mitwirkende:
Enselmble Monumentum Freiburg
Michael Kiedaisch – Percussion
Johannes Götz – Orgel
Lisa Lauer, Eckehart Bechinger – Geistliche Impulse

Schlagwerker Michael Kiedaisch gibt übrigens HIER Einblicke in sein Wirken.

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