Kapitel C
Die herausragenden Songs

 

Natürlich gab es auch jede Menge Ohrwurm-Songs in den letzten zehn Jahren. Die unterscheiden sich ja gerne in jene, die ein schnelles, kurzes und heftiges Dasein im inneren Ohr fristen und welche, die sich langsam in die Sounderinnerungsneurönchen einschleichen und es sich dort eine schicke Weile lang bequem machen. Zwei Hände voller chronischer Sitzenbleiberstücke fürs Ohr möchte ich hier nun als die für mich prägnantesten Songs der Zehner äußerst lobend erwähnen:

Gleich zu Beginn der damals noch sehr frischen Dekade nistete sich das ungewaschene Darkness on the Edge of Gastown von den Japandroids in meinen Gehörgängen ein. Es folgten noch so einige Hits der Zwei-Mann-Bänd, die ich 2012 auch mal bei einem fulminanten Auftritt im Berliner Magnet Club sehen durfte. Dieser Song, der Opener der zugehörigen Platte, geistert mir dabei auch nach nunmehr zehn Jahren mehr als andere immer mal wieder aus dem Nichts durch bestimmte Sinne...

Ukrainians – ein Song, den ich erstmals live im Swamp gehört habe, als Greg Macpherson dort als Support einer damals recht angesagten Kombo, deren Namen ich vergessen habe, zu Gast war. Nach seinem Auftritt saß der Kanadier noch an der Theke und erzählte von seinen musikalischen Einflüssen – an die ich mich leider auch nicht erinnern kann... Da er zum Gig kein Vinyl dabei hatte, besorgte ich mir über meine gewohnte Quelle umgehend dessen 2011er Album 'Disintegration Blues', das fortan ziemlich viele Runden auf meinem Plattenteller drehen sollte. Die meisten Runden drehte aber genau dieser Song – mit oder ohne Plattenteller – in meinen Gehörgängen. Einer der frühen Hardcore-Ohrenklemmer der Dekade...

Bereits bei Alben wie Konzerten in die Top Ten gekürt, prägte etwa ab Beginn der Zehner Dave Heuman mit dem gerne psychedelisch anmutenden Folk-Rock seiner Bänd Arbouretum meine Hörgepflogenheiten. Mein erster und lange wirkende Hit aus deren Schaffen war White Bird vom 2011er Album 'The Gathering'. Das ist einer jener Songs, bei welchen sich die Melodie mit dem ersten Takt ins Ohr dreht und einfach immer wieder ein Genuss ist!!

In 2012 schob mir dann Mark Lanegan den Gravedigger's Song, vom rockigsten Begräbnis-Album ever, 'Blues Funeral', in die akustische Röhre. Der ist bis heute da nicht raus – vielleicht auch deshalb, weil ich diesen Song jahrelang als Klingelersatz auf meinem ollen, mittlerweile längst kaputtigen Klapp-Händy hatte? – ja!! mein erstes Händy besaß ich tatsächlich erst Anfang der Zehner... So what!? Ein nach wie vor sehr geiles Eardigger-Piece of Music!! Leider nicht auf seiner jüngsten Tour im Set, aber ich erinnerte mich ja grade erst etwas weiter oben im Text sehr gut auch an die Live-Performance zum damaligen Album...

Hätte ich derweil den besten Songtitel der letzten Dekade zu küren, so wäre dieser ein deutscher – allerdings aus der Feder einer norwegischen Bänd: Blauer Jubel vom selbstbetitelten 2014er Debüt von Spidergawd. Dieser zweite Song des Albums mit seiner zwischendurch eingeflochtenen und sich gegen Ende stetig wiederholenden Melodie, die sich unglaublich hartnäckig ins Gehör fräst, entfaltet fast eine Wirkung wie ein akustisches Implantat. Sehr geil!!

2015 kam dann Ezra Furman an und bescherte mir mit 'Perpetual Motion People' ein Sommeralbum, das mich noch weit über den Sommer hinaus angenehm verfolgte. Insbesondere das skizzenhafte Ordinary Life hat sich in mein Gehör gefressen und war der Hit jenes mittigen Dekandenjahres. Ein toller Song!! Und das ist nicht der einzige Trommelfellzwicker auf dieser Platte...

Durch einen Hinweis meines local Recorddealer wurde ich auf The Black Angels aufmerksam. Zu jenem Zeitpunkt – ihr 2013er Album 'Indigo Meadow' war gerade veröffentlicht – konnte ich natürlich nicht ahnen, dass das hierauf folgende Album der Bänd, 'Death Song', erschienen im Frühjahr 2017 (und auch derzeit noch immer das aktuelle), gleich als Opener einen Song enthält, der mir fast den Verstand geraubt hätte. Ich habe das Stück kaum mehr aus dem Ohr gekriegt; auch jetzt kommt es immer mal wieder angeflogen und bleibt dann eine Zeit lang. Currency. Was für ein geiler Song! Ein fast schon bösartig sich ins Hirn grabender und fressender Megaohrwurm!! Da stimmt alles, von der Gesangsmelodie zum Killerrefrain, bis zur ebenso hartnäckig ins Ohr gehenden Gitarrenmelodie. Müsste ich mich für DEN Hit der Dekade entscheiden, wäre er das...

Im darauff folgenden Sommer 2018 gestaltete dann ein Bassriff meinen Hit der heißen Jahreszeit. To Shave The Leaves. In Red. In Black. So der Titel des fast neunminütigen Stücks mit eben unglaublich geilem Bassriff über sehr straightem Schlagzeug und garniert mit einem in düster-kratzigen Stimme erzählendem Saxophon. Fantastisch!! Fire! heißt die hierfür verantwortliche Bänd, ein Trio aus Schweden. Ein Jahr später ist eine weiter ausgearbeitete Version des Stücks, nun mit dem Titel "Dressed in Smoke. Blown Away" versehen auf dem Album 'Arrival', vom personell deutlich erweiterten Fire! Orchestra, zu hören. Auch hier trägt das nun etwas verlangsamte Bassriff fast schon stoisch durch das gesamte Stück und entweicht auch danach lange nicht dem inneren Ohr. Aber die Wirkung des Riff in der reduzierten, ursprünglichen Version ist einfach prägnanter...

Aus 2019 entspringt der nun letzte hier unbedingt aufzuführende Dauerbrenner der Gehörknochen: Ancients vom gleichnamigen Album von Black Lung. Diese Bänd gehört ebenfalls zu den ganz großen Bereicherungen meines Kosmos im Lauf der letzten Dekade und hat ihrem bisherigen Werk nicht zuletzt mit diesem wahrlichen Übersong eine ziemlich schwere Krone aufgesetzt. Sehr, sehr geil, das!!

Damit sind nun zwar sicherlich nicht alle tollen und auch übertollen Songs der letzten zehn Jahre erwähnt, aber in jedem Falle diejenigen, die mich nach einigermaßen intensiven Nachdenken und Erinnern am meisten gekickt haben dürften. Nur noch einer fehlt, und den gibts nun als Topping-Schmankerl und exklusiven Bonus-Träck oben drauf – oder, orthografisch betrachtet, unten drunter:
Gegen Ende 2018 bekam ich ein paar aktuelle Stücke von 1st class auf mp3 vorgespielt. Unter den Songs des folgenden DIY-8-Träck-Albums 'Eagles on the Ground' war ein Song, der mich heute noch regelmäßig verfolgt. Und nicht nur das, sondern ein Song, der mich beim Hören immer gleich noch gänzlich mit Gänsehaut überzieht: Revelations of Destruction!! Ein gleich mehrere Orwurmpassagen enthaltender, absoluter Krachersong!! Allererste Sahne!!

 

Kapitel D
Was war musikalisch noch so, in den letzten zehn Jahren?

 

Nun möchte ich, nach Abfeiern der persönlichen Highlights, einen kleinen Blick auf sonstige Geschehnisse der letzten Dekade werfen. Denn so, wie die Zeit vergeht und die Welt sich dabei dreht, verändert sich natürlich auch so manches, was bis dahin schwerlich vorstellbar gewesen sein mag. Eines dieser Phänomene ist die Auflösung des Zwei-Geschlechter-Verständnisses. Wurde grade in der Popkultur seit jeher gerne mit Klischees gespielt, kann man zwischenzeitlich nicht mehr immer sicher, sein, ob nicht der Leiblingsmusiker von heute bereits morgen eine Lieblingsmusikerin ist – und umgekehrt. Das bringt natürlich gewisse Irritationen oder gar Unsicherheiten mit sich, na klar. So war auch ich besorgt, ob Laura Jane Grace, nachdem sie Tom Gabel und damit den männlichen Körper hinter sich gelassen hatte, vielleicht an Stimme einbüßen könnte. Dem war nicht so – auch wenn Against Me! eine der Bänds sind, deren jüngeres musikalisches Schaffen in meinem Kosmos eine weniger gewichtige Rolle spielte, als dies noch einige Jahre zuvor der Fall war. Dennoch: Gerne hätte ich die Lady 2013 in New York als Support von Bad Religion auf der Bühne gesehen, aber Against Me! mussten den Auftritt damals leider absagen. Seither hatte ich nicht mehr die Möglichkeit, die Bänd live zu sehen.
Doch nicht nur Geschlechter ändern sich, vielmehr und sehr viel schneller ändern sich die Medienlandschaften. Im letzten wie vorletzten Jahrzehnt vielleicht so grundlegend wie lange nicht, im Speziellen denke ich hierbei insbesondere an ein kleines Sterben der Printmedien. Wobei Sterben schon ein harter Begriff ist und auch nicht in Größen angegeben werden kann. Anyway, offiziell werden Medien ja 'eingestellt'. So auch manch Musikmagazin. Das wohl prominenteste dürfte der NME sein, der britische New Musical Express, viele Jahre lang in Printform mit beiliegenden CDs meinungsmachend, jetzt – hopps, over + gone!! Nur noch online existent, ohne haptisches Erlebnis – sieht man mal von der Maus ab. Wieder andere, wie etwa Intro, sind nicht einmal mehr dort vertreten. Irgendwie auch konsequent... Dessen Vorbild, die häufig mit Vorwürfen der Intellektualität bedachte Spex, ist wiederum, wie der NME, noch online vorhanden. The Times, they are halt immer noch a-changing..


Leider ist auch The Beat Goes On, das von mir so geschätzte Kalendarium toter Musiker nach gerade mal zehn Ausgaben schon wieder verblichen. Schade!! Ich fand's immer ziemlich toll und inspirierend, daneben eventuelle eigene Recherchen massiv vereinfachend. Und – nochmal leider – hab ich es nie geschafft, das stilsichere Ding aus dem Suhrkamp-Verlag mal zu rezensieren. Wie dem auch sei, wenn ich es richtig erinnere, gab es diese von manchen Zeitgenossen auch als etwas morbid humorig empfundene Nerd-Publikation von 2008 bis 2017. Aber: Hey, wenn ihr wiederkommt: Ich werd mir einen dieser geilsten Terminfixierer ever für mich selber kaufen und mindestens noch drei Exemplare verschenken!!

Und wenn wir schon beim Thema Sterben sind, wären nun auch ein paar in der letzten Dekade Verstorbene zu nennen. Ja, auch Rock- und Popstars, trotz einer gewissen Unsterblichkeit mittels ihres Schaffens, segnen das Zeitliche. Meist sogar eine Ecke früher, als Menschen in anderen, bürgerlicheren Berufen. Laut früherer Beat-Goes-On-Statistik liegt das erreichte Durchschnittsalter von Musikerinnen und Musikern bei etwa 53 Jahren. Und dass ausgerechnet jemand mit einem Lebensstil, wie Motörhead's Lemmy ihn pflegte, sogar noch die 70 erreicht, eher er vor fünf Jahren ging – ts ts ts... Außer ihm sind noch manch andere aus meiner Musikwelt verblichen. Sogar noch sehr viele mehr, als ich hier auf dem Schirm hab. Sub-objektiv wie immer möchte ich allerdings nur kurz die in meinem Musiknerdleben relevantesten Verblichenen erwähnen: Als da wären der Ausnahmegitarrist Gary Moore und der mit Slayer stilprägende Gitarrist Jeff Hannemann, die beide insbesondere meine jungen Jahre musikalisch sehr stark mitgeprägt haben. Oder der allzeit knorrige, nicht weniger geniale Lou Reed, auch er ist nicht mehr. Ebenso wie der aufgrund seiner vielen Wandlungen mit dem Begriff Chamäleon bedachte David Bowie und der exaltierte wie gleichsam revolutionäre Prince. Alle wandeln nun irgendwo in einer anderen Welt. Und vielleicht jämmen Genannte dort ja mit dem eigentlichen und wahren AC/DC-Chef Malcolm Young? Oder mit dem Sänger der Bänd mit dem unglaublich geilen Namen Soundgarden, Chris Cornell, der viel zu früh und zu freiwillig gegangen ist. Außerdem verabschiedete sich noch der zuletzt still und zurückgezogen lebende Brite Mark Hollis, der nach Charterfolgen mit seiner Bänd Talk Talk mit ebenjener mal kurz ein Genre miterfand, die Bänd künstlerisch unsterblich machte, sie kommerziell aber suizidierte. Und vor wenigen Monaten ging auch der ebenso großartige, wie von inneren Dämonen geplagte Maler, Sänger, Interpret und Songschreiber Daniel Johnston.

Rest in Peace, alle zusammen!!
May Your Songs Always Be Sung!!

 


Bonus-Kapitel
Die Dekade des motorpsychedelischen Universums

 

Ganz streng genommen wäre es mir durchaus möglich gewesen, zur Aufzählung der besten 10 Alben einfach einen Link zur Motorpsychodiskografie zu machen. Aber das war mir nun doch allzu unfair anderen begnadeten Musikanten gegenüber und wäre auch ein bissl boring gewesen. Dennoch will ich noch ein wenig von Werk und Wirken der faszinierendsten aller mir bekannten Bänds erzählen, denn im reüssierten Zeitraum bin ich natürlich auch tiefer und tiefer in deren unerschöpflich scheinendes Universum gestrudelt.

So war das definitiv erste ganz große Highlight meiner ureigenst gepflegten Hörkultur die im Januar 2010 veröffentlichte Heavy Metal Fruit mit den beiden ebenso großen Stücken Starhammer – als Opener – und Gullible's Travails als Finale des dreiseitig bespielten Vinyls im Triple-Klappcover. Während beim Opener der Name Programm ist, gehört das zwanzigminütige Gullible zu den seltenen Stücken, die auch nach ungezähltem Hören noch immer damit überraschen können, dass sie – was, schon fertig?? – sind. Ganz großes Ohrkino!!
Selbstverständlich gehört oben erwähntes Death Defying Unicorn mit Ståle Storløkken zu den Werken, die selbst für diese Bänd extraordinary sind – da muss jetzt nicht nochmal drüber palavert werden...

Here Be Monsters aus 2016 sollte das letzte Werk mit dem gefühlt mindestens achtarmigen Drummer Kenneth Kapstad sein. Hier ragen für mich erneut Opener und Finale heraus. Das tolle Lacuna/Sunrise, mit seinem wunderschönen, hymnischen Refrain, sowie das ebenso lieblich wie bedrohlich anmutende, achtzehnminütige Big Black Dog zum Ende wirken denn auch wie zwei Pole dieser insgesamt verhältnismäßig ruhigen Platte. Nach der zugehörigen Tour stieg Kapstad im Mai '16 nach zehn Jahren Motorpsychedelia aus. Hoffentlich im Wissen, dass er das Schaffen der Bänd definitv nachhallig geprägt hat!!
Nach einem halben Jahr hatte die Bänd einen Nachfolger gefunden: Tomas Järmyr, mit dem das im Herbst 2017 veröffentlichte Doppelalbum The Tower als Formations-Debüt entstand. Ein erneut ziemliches Hammeralbum!! Für mich stechen nebst Titelsong, der das Album eröffnet, insbesondere Every Dream Home, mit seinem großartigen Riff, heraus, wie auch erneut das finale Ship of Fools mit seinen vielen Wirbeln und Wendungen. Und auch dazwischen sind jede Menge übergute Momente und Passagen enthalten, die The Tower zu einem fantastischen Prog-Rock-Album machen!!


Tja, und dem erneut nicht genug, folgte zum Ausklang der Dekade noch das drei durchweg over-the-top-Stücke umfassende The Crucible. Vom Psychotzar über Lux Aeterna bis hin zum finalen Titelsong, der in der Tat zum wirklich allerbesten gehören dürfte, was für meine Rezipientenknospen jemals aufgenommen wurde!! Das gilt übrigens auch für die Live-Performance dieses Stückes, welches ich 2019 gleich DREI Mal begutachten und goutieren durfte – yeah!!

Aber von vorne mit den Live-Erlebnissen: Nebst oben erwähntem Lido-Konzert erinnere ich mich noch gut und gerne an den 2010er Auftritt im Berliner Astra-Club, wo der Auftakt mit "Taifun" – vom '94er Werk 'Trust Us', einem der Alben, mit welchem sich die Bänd in den späten Neunzigern auf meine musikalische Landkarte katapultierte – und dem ersten gesungenen Wort bereits Gänsehaut verursachte: "Smile ...". Sehr geil!!
Des Weiteren gehörte zu den ganz großen Live-Momenten sicherlich die Eröffnung im Mai 2016 im Fri-Son im schweizerischen Fribourg mit "Big Black Dog", welches nahtlos in den Klassiker "Un Chien d'Espace" überging. Da haben die ersten beiden Stücken so lange gedauert, wie bei manchen Bänds das ganze reguläre Set. Das erinnerte nicht wenig an den '14er Auftritt in Heidelberg in der Halle02, als in mehr als vierzig Minuten alle sieben Teile von "hell" zusammenhängend dargeboten wurden, und beim Finale Live-Stammgast Reine Fiske die Gitarre einfach auf den Boden schmiss...

Außergewöhnlich begeisternd war auch der wortkarge Auftritt im Oktober 2017 im Frankfurter Zoom – erstmals in neuer Besetzung – sowie ein möglicherweise für mich zu den all-time-best-Live-Performances ever gehörender Auftritt im schmucken Club franz k in Reutlingen im Juni 2019. Das war nun wirklich ein absolut obergeiler Hammergig zum Abschluss der ersten Hälfte der Crucible-Tour, in diesem kleinen, sehr feinen Club. Großartiger Sound, großartige Songauswahl, granatengut gespielt, tolle Stimmung, schöner Club – und drei Stunden Spielzeit!! Noch Fragen??

Nebst ihrem ureigenen Schaffen war die Bänd zudem mit diversen Kollaborationen beschäftigt. Wann die das alles machen, weiß ich nicht; einzig mir plausible Erklärung ist die vielleicht die Tatsache, dass im Winterhalbjahr Nordeuropas die Tage sehr kurz bis kaum vorhanden sind und sich die Musizierenden daher umso öfter in den Proberaum verkrümeln. Anyway – weiter oben habe ich bereits Spidergawd mit Lorbeeren bedacht, die wohl prominenteste Bänd mit Motorpsycho-Members. Denen blieb Kapstad auch nach seinem Ausstieg treu, während Sæther nach drei Alben die Bänd verließ. Schließlich spielt der Bassmann ja auch noch bei der Country-Formation Sugarfoot, die in den letzten Jahren ebenfalls regelmäßig tolle Alben veröffentlicht hat. Live habe ich sie noch nicht gesehen, aber was nicht ist...

Snah wiederum verkünstelt sich hin und wieder bei der Psych-Rock-Jäm-Bänd Black Moon Circle als Gast an den sechs Saiten oder war etwa zu Zeiten des Spidergawd-Debüts mit einem Free-Jäzz-Saxophonisten namens Kjetil Møster unterwegs. Übrigens ebenfalls mit Herrn Kapstad an den Drums... Eine andere tolle Platte machte er 2016 unter dem Namen Bol & Snah mit den Elektro-Jäzzern von Bol. Auf deren gemeinsamen Album 'So? Now?' singt die Stimme der Bänd, Tone Åse, zum Teil norwegische Gedichte zur wundervollen Fusion der musikalischen Pole. Am Keyboard, by the way, ein gewisser Herr Storløkken...

Hiervon und von Projekten wie Theatersoundträcks oder eines auf Vinyl und DVD gebannten Auftritts in der Trondheimer Kathedrale – erneut mit Storløkken und ergänzt durch die beiden Kammerchöre Aurum und Sheriffs of Nothingness – werden die Vollblutmusiker natürlich selbst immer wieder beeinflusst und scheinen jede Inspiration in sich aufzusaugen und beim nächsten Gig bzw. Songwriting mit einzubeziehen. Bin sehr gespannt, was es da künftig noch so alles zu bestaunen gibt.

Und das, werteste Lesergemeinde, sollte nun auch reichen zu den Helden aus dem hohen Norden und deren Schaffen in den letzten zehn Jahren (vielleicht kriegen die ja mal einen ganz eigenen, ausführlichen Text...), so dass wir mit diesem Bonusüberblick nun auch fast ganz am Ende der Rückschau über Pändys musikalische Dekade 2010-19 angekommen wären...

 

... Epilögchen ...

Ja, das war sie nun also, die Rundreise durch die Prägungen meines kleinen musikalischen Kosmos der letzten zehn Jahre. Und auch wenn mir jetzt gleich die Puste ausgeht – schließen möchte ich mit einer kleinen Anekdote über meine Assoziation zu einem Musiker, der in den Zehnern – von mir zunächst unbemerkt – richtig groß wurde und mittlerweile der einzige Künstler ist, der jemals das Wembley-Stadion in London alleine und ohne Bänd bespielt hat. Wahrscheinlich neben Bob Dylan der bekannteste Name, der auf dieser hübschen kleinen Website vertretenen Kunstschaffenden. 2009 sah und hörte ich einen damals 18jährigen Rotschopf live in einer Londoner Kneipe; alleine stand er da, mit akustischer Gitarre, zwei Mikros und ein paar Pedalen auf dem Boden vor den Füßen. Seine Songs entwickelten sich langsam, er zupfte die Gitarre und schlug die Saiten an, sang einzelne Passagen, nutzte die Klampfe auch perkussiv, bis alle Zutaten der Songs beisammen und per Fußklicks variierbar wurden. Der Auftritt des sympathischen jungen Herrn gefiel mir ausgesprochen gut, weshalb ich mir die CD-EP kaufte, die er dabei hatte: 'Want Some?' aus 2007, veröffentlicht im Selbstvertrieb. Ich ließ ich ihn diesen Erwerb signieren, drückte meine Freude an seinem Auftritt aus, und zog von dannen. Die CD fand ich wiederum eher langweilig, als ich sie nach meiner Rückkehr anhörte. So war sein Name bald aus meinen Erinnerungsneuronen verschwunden, nachdem selbstverständlich hier ordnungsgemäß ein entsprechender Konzertbericht verfasst und veröffentlicht worden war...

Einige Jahre später, der Künstler war in meinem musikalischen Kosmos eine Eintagsfliege aus einem England-Urlaub geblieben, eine kleine Urlaubsanekdote, sah ich an einer Bushaltestelle(!!), ganz in der Nähe vom Pändys Corner Headquarter, eine sehr auffallende Werbung für ein frisch veröffentlichtes Album, betitel mit 'X'. Weil mir der Name des Künstlers irgendwie bekannt vorkam, forschte ich ein wenig im Gedächtnis und auf der hiesigen Seite nach, und stellte fest, dass Ed Sheeran, der Teenie, den ich gute fünf Jahre zuvor live gesehen hatte, zwischenzeitlich ganz schön erfolgreich geworden war – ohne dass ich auch nur im Ansatz etwas davon mitbekommen hätte. Jedenalls – es sei ihm gegönnt, auch wenn ich, auf juhtjuub mal in sein Schaffen reingehört, genau NIX damit anfangen kann...
Mit dieser Geschichte zum Abschluss soll nun aber auch genug sein des Retrospektierens, über die Schulten und in Rückspiegel gucken. Schließlich dreht sich die Welt unbeirrt weiter, hier erstmal mit dem finalen Grüßewerfen:

 
Danke + ein dickes Cheers
an meine allerwerteste Leserschaft und alle direkt wie indirekt an meinem Kosmos Beteiligten!! Sei es als Tippgeber, Promo-Sender, Gastschreibende, Plattenverticker oder Konzertmitgängerinnen und -gänger, Gastgeberinnen und -geber zu solchen Anlässen, Fahrzeugsteuernde und und und oder...!!
Eine musikalisch und sonstwie möglichst gewinnbringende, interessante und bereichernde Dekade wünscht Euer Lieblings-Chefkritiker
Pändy
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16.03.2020

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