Samavayo  10.11.23 Freiburg, ArTik

 

Manchmal kann an Namensänderungen von Veranstaltungsorten das eigene Älterwerden abgelesen werden. So überlegten wir uns vor betreten des ArTik im Kulturpark Freiburg noch kurz die jüngere Nutzungsgeschichte des ehemaligen Auditoriums der nebenan liegenden Jazz- und Rockschule, das später zur Elektro-Party-Location Schmitz Katze wurde. Tja, und nun nutzt das ArTik die Räumlichkeiten für kulturelle Projekte und Veranstaltungen. Gut und gerne um die hundert Leute nahmen das freitagabendliche Angebot an und ließen sich vom Gitarrensound zweier Bänds gehörig die Ohren durchpusten…

Als erstes übernahmen Brocken aus Freiburg die Bühne. Sie machten einen kurzen Soundcheck, bis nach einigen Minuten das Licht ausging und das Quartett nahtlos den Gig begann. So hatte der Auftritt von Anfang an ein wenig den Charme einer öffentlichen Probe, während der schwere Sound der Bänd aus Drums, Bass, Gitarre und schön variablem Gesang - respektive Stimmakrobatik - langsam durch den Raum rollte. „Wir spielen Doom“ ließ der Sänger zwischendurch verlauten. Und das taten sie eine Stunde lang mit drei oder vier recht ausgedehnten Stücken. Zuhause, zugegeben, ist dieser Style nicht das, was ich bevorzugt höre, aber live hat der tiefenentspannte Kopfnickrhythmus der vier ziemlich Spaß gemacht. Zwar war für mich die eine oder andere kleine Länge im Set zu spüren, dafür gab es – besonders beim ersten und beim letzten Stück – viele sehr spannende Passagen; besonders dann, wenn die Gitarre mal viel zu sagen hatte und das ausführlich zu tun pflegte.

Nach der Pause zum Bühnenumbau wurden auch für Samavayo die Knöpfe noch einmal nachjustiert, ehe der Basser der Berliner mit einem schnellen, sehr treibenden Riff ebenfalls direkt in den Auftritt überleitete. Dabei war sofort klar, dass das seit über zwanzig Jahren aktive Trio wesentlich schnellere Saiten aufgezogen hatte, als die doomige Vorbänd, hier ging es von Anfang an mit Vollgas auf die Zwölf!! Sehr geil!!

Die Songs von Samavayo, von denen ich bis dato nur einzelne in größeren Abständen gehört hatte, zeichnen sich neben Kompromisslosigkeit, Härte und Klartext in hochpolitischen Texten zudem durch eine Dynamik aus, die die selbstgenannten Einflüsse der Bänd wie u. a. Kyuss, Black Sabbath, Led Zeppelin und Tool schnell deutlich werden ließen. Höchst ungewöhnlich sind vor allem Songs mit persischen Texten, von welchen „Talagh“ vom aktuellen Album ‚Payan‘ im Set war, das wiederum eine Coverversion einer iranischen Sängerin ist. Dies ist natürlich den iranischen Wurzeln des Sängers und Gitarristen geschuldet, der als Zehnjähriger mit seinen Eltern nach Berlin kam und zum Gig denn auch das Stätement „Women Life Freedom“ direkt auf dem T-Shirt trug.

Bei aller (berechtigten) Wut und Kampfeslust gefiel mir die Bänd vor allem durch ihre hoch energetische, kaum zu bändigende Spielfreude und vor allem das in der Mitte des Sets platzierte „Afghan Sky“, ein Song mit potenziell hoher Hitqualität, fegt mir die Tage danach immer wieder durch den Kopf. Meine beiden geneigten Mitstreiter des Abends hatten beim etwa anderthalbstündigen Auftritt des Dreiers ungefähr genauso viel Spaß wie ich, so dass ich hier mit einem ganz knappen, aber treffenden Fazit enden kann:
Geile Bänd!! Geiles Konzert!! Geiler Abend!!

12.11.23

Hier noch die Original-Setlistenabschrift:

(Dakota) / Hate of 1000 / intergalactic / (intro) Talagh / vatan (wall of sound -> intro) / Afghan Sky / transcend! exceed! / (intro) sirens / the mission / rollin‘

Die beiden den hier aufgeführten Songs noch folgenden (und mir unbekannten) Zugabenstücke standen übrigens nicht auf der Liste…

Schaut unbedingt mal auf der Seite der Bänd vorbei – HIER  und hört in jedem Fall „Afghan Sky“ samt Text in deutsch DA

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