Konzert-Schnappschüsse   ---   Musica Performing Arts, Akron/Ohio

 

Eine lange im Voraus geplante Reise unternahm ich im März diesen Jahres, die mich in den Mittleren Westen der Vereinigten Staaten von Amerika führte. Im Vordergrund standen hierbei Bildungszwecke, diesen wollte ich mit großer Selbstverständlichkeit denn auch im musikalischen Bereich gerecht werden. Nun, es sollte nicht lange dauern, bis mich Durst auf ein den anhaltenden Jetlag lindernd löschendes Malzgetränk überfiel, mich dabei auch noch die Neugier auf hier angebotenes Musik-Programm küsste. Bald bekam ich einen vorzüglichen Hinweis zugeraunt: eine Lokalität, grade mal um die Ecke von Downtown und eine Zigarettenlänge von meiner temporären Bleibe entfernt gelegen, schlicht Musica genannt und mit dem Zusatz Performing Arts versehen. Am Dienstag abend fand ich einen Mitstreiter und wir machten uns auf den Weg in die East Market Street. 

12. März - (Unknown Singer/Songwriter) 

Unbehelligt von Eintrittsgelder abknöpfenden Türstehern konnten wir den Eingang des Musica passieren, einer zwischen ein paar Restaurants von der Straße etwas nach hinten versetzt gelegene Kneipe. Fast jeden Tag gibt es hier Live-Musik. Just nach unserem Betreten der etwa zweihundert Menschen fassenden Lokalität startete ein einsamer Mann auf der Bühne für ein gutes Dutzend Zuhörer sein Programm. Er spielte eine sehr bluesige, halb-elektrische Gitarre, welcher er hin und wieder fantastische Klänge zu entlocken wusste. Dazu trat er sich selbst immens exakt den Takt auf einem Brett, welches offenbar mit Tonabnehmer versehen war und bei stärkerem Tritt einer Basstrommel glich, die sanfteren Steps wiederum muteten wie die tiefen Saiten eines Kontrabasses an. Singen konnte er auch noch, nicht zuletzt rundete eine Harp den Sound des folkigen Vollblut-Blueser's ab. Der Mitt- bis Endvierziger wusste mich von Beginn an insbesondere mit seinem Fingerpicking in Bann zu ziehen und sorgte vermutlich mehrfach für grenzdebil-glückliche Mimik auf meinen Zügen. Ein sehr entspannender Abend konnte also verlebt werden, mit jeder Menge Streicheleinheiten für die Hörknöchelchen...

14. März - The Pietasters

Zwei Tage danach musste an der Tür ein Obolus entrichtet werden. Wir kamen etwas später an besagtem Ort an, sodass unsere um zwei Begleiterinnen erweiterte Truppe mit ermäßigtem Eintritt Einlass gewährt bekam. Es spielte eine Ska-Bänd. Die tat das bestimmt auch nicht schlecht, allerdings ist Ska nicht so ganz mein Ding. Die angenehme Atmosphäre, Guinness, Jameson sowie Unterhaltung in bester Gesellschaft konnten jedoch jedes eventuelle Langweilen durch den allgegenwärtigen Off-Beat weit entfernt halten...

15. März - Tropidelic & Aliver Hall

Der Freitag in Akron stand vielerseits im Zeichen des zwei Tage später offenbar in den ganzen Staaten fleißig gefeierten St. Patrick's Day. Uns zum Beispiel hatte man sogar erzählt, es fände ein Konzert einer irischen Bänd im Musica statt. Der Laden war ziemlich voll, als unser vom Vorabend bewährtes Grüppchen gegen Ende der Show der ersten Bänd anrückte - unvorhergesehene Genüsse großartig mundender Nachtische im Restaurant nebenan hatten für Verzögerung gesorgt.Jedenfalls, auf den Brettern stand soeben eine vierköpfige Bänd. Schlagzeug, Bass, E-Gitarre und ein wirbelnder Sänger, der einem kleinen Gerät mit vielen Knöpfen immer wieder coole Sounds entlockte. Eine Mischung aus Garagen-Rock gespickt mit elektronischen, an die Neunziger und aktuelle Elektroklänge erinnernden Passagen. Schade, hätte ich gerne mehr davon mitgekriegt - und ich weiß nicht mal den Namen dieser Combo... 

Danach standen drei Jungs mit Gitarre, Bass und Schlagzeug auf der Bühne. Der Gitarrensound war gleich zu Beginn sehr geil, die Songs langweilten leider recht bald. Da war der Ska-Reggae der nachfolgenden Tropidelic dann doch wieder ermunternd. Ungefähr zu sechst oder zu siebt waren diese zu Gange, mit Drums, Bass, akustischer und elektrischer Gitarre, außerdem Keyboard, Trompete, Susaphon - ich weiß nicht mehr so genau. Der Sänger gab sich zwischendurch einem Duett mit der sehr soulig klingenden Aliver Hall hin, fehlende Abwechslung war hier also keineswegs zu bemängeln. Letztendlich hat's dann aber - wer hätte es gedacht - der Gitarrist für mich rausgerissen. Dieser durfte sich immer wieder zum richtigen Zeitpunkt in den Vordergrund spielen und tat dies mal rockend, brachte Psychedelic ins Spiel oder ließ die Saiten einfach mal kurz eine kleine Nebengeschichte erzählen. Damit konnte er den in allen Varianten gebotenen Off-Beat für das Gehör eines Sechs-Saiten-Fetischisten massiv aufwerten. Daneben hatte pünktlich mit dem Auftritt dieser Bänd - an einer Seite der Bühne in einem kleinen, abgesperrten Bereich - ein weiterer Künstler seinen Platz eingenommen, um ein Bild zu malen. So konnte also auch der Beiname des Musica, Performing Arts, ebenfalls noch zünden. Es war außerdem höchst interessant, die Entstehung des Bildes im Laufe des Konzerts zu beobachten.

Zwischenzeitlich hatte sich unsere Vierergruppe zu einem Sextett vergrößert, der Abend gewann zunehmend an Party-Atmosphäre. Coole Sache, da schmeckte der gute Jameson mit jedem Nachschub immer noch besser...

Gegen Mitternacht, der Saal begann sich ein klein wenig zu leeren, betrat ein mit zwei E-Gitarren zu Schlagzeug und Bass ausgestattetes Quartett die Bühne. Diese vier Jungs machten stark den Eindruck, dauerkiffende Pink Floyd-Fäns zu sein - hey, ohne Negativ-Wertung, echt jetzt!! Jedenfalls folgten hier lange Instrumentalteile auf kürzere Refrains, welche meist zweistimmig vorgetragen waren und stimmlich stark an eben erwähnte Bänd erinnerten. Nach vielen Minuten tauchten denn auch zuvor gehörte Themen der Stücke wieder auf. Insgesamt also sehr progrockig und schön ausufernd. Ich konnte recht guten Gefallen an deren Darbietung finden, bis mich und meine Begleitergruppe die vorgerückte Stunde sowie die Gewissheit des samstäglich stattfindenden und mit früher Aufstehzeit verbundenen Ausflugs ins Hotelbett um die Ecke schickte...

 

11.04.13

weiter zu Teil II: Sigur Rós im Madison Square Garden, NYC

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