Wolkenkratzer                          18.01.20 Freiburg, Strandcafe

 

Als das zweifelsohne bessere Konzept kann unter gewissen Umständen die vorgehaltene Konzeptlosigkeit gelten. Wobei der besagte Auftritt dreier Herren in weißen Maleranzügen am frühen Samstagabend im Freiburger Strandcafe mitnichten konzeptlos war. Bereits die – mal vom Gitarristen, mal vom Elektroniker – immer wieder umpositionierten Schaufensterpuppenköpfe sprachen für ein durchaus doch mindestens minimal durchdachtes Gesamtpräsentationskonzept…

Wie dem auch sei – Läptop, Schlagzeug und Gitarre war, vom Publikum aus gesehen von rechts nach links, die Konstellation, mit welcher die Freiburger Experimentalbänd Wolkenkratzer ihr Publikum im Rahmen der Eröffnung einer Fotografie-Ausstellung zu beschallen gedachte. Und das taten sie – ich nehms gern vorweg – ausgezeichnet!! Etwa zwei Dutzend Menschen waren deren Ruf aufs Grethergelände gefolgt. Nachdem der Fotograf ein paar einleitende Worte an die Anwesenden gerichtet hatte, folgte eine kurze Begrüßung seitens Danny, Gitarrist und Gründer des kleinen Kollektivs. Indes erzählte im Hintergrund eine Stimme vom Band im Endlosloop irgendwas von Beat-Musik.

Dann startete der mit Notebook vor sich am Tisch sitzende, nebenher die Nebelproduktion betätigende Elektroniker das Set, indem er die Endlosschleife beendete und durch wind-ähnliche Rauscheklänge substituierte. Gemächlich stieg der Drummer mit ein, während der Gitarrist noch eine zeitlang an diversen Knöpfen diverser Effektpedale drehte und schraubte, ehe auch er begann, sein Instrument zu bearbeiten. Das Publikum unterhielt sich indes fleißig, bis nach einigen Minuten die Klänge zunehmende Präsenz in der Lokalität einnahmen und endlich die Stimmen übertönten, so dass der geneigte Hörer auch mal die Augen schließen und sich auf die Reise schicken lassen konnte. Bei geschlossenen Augen verschwammen denn auch Raum, Zeit und Schallwellen. Streckenweise waren digitale Sounds und effektbeladene Gitarrenklänge nur anhand der stereoiden Verstärkeraufstellung auszumachen; zusammengehalten wurde das akustische Universum von den variablen Schlagzeugrhythmen.

Zu beschreiben ist diese Formung von Musik nicht ganz einfach. Für meine Begriffe trifft auf diese art-rockige Darbietung am Ehesten die Bezeichnung eines hoffnungsschwangeren Nihilismus zu, wurde beim Musizieren eben mit jeder Konvention gebrochen, ohne dass dabei eine allzu destruktive Wirkung auf die Atmosphäre getreten hätte. Oder kurz gesagt: Zu goutieren war eine sehr geile Mischung aus Bänddarbietung und Klangperformance, die mit dem Namen der Bänd – Wolkenkratzer – sehr gut auf den Punkt gebracht ist.

Einzig als etwas bedauerlich empfand ich, dass eine gute Dreiviertelstunde bereits ausreichen musste – doch bleibt ja immer noch die Vorfreude auf ein möglichst baldiges Wiedersehen...

19.01.20

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